Rabat - Eine Wahrheitskommission zur Aufdeckung von Menschenrechtsvergehen in Marokko in vergangenen Jahrzehnten hat fast 600 Verschwundene registriert. Außerdem seien rund 500 Menschen bei öffentlichen Unruhen oder in Polizeigewahrsam gewaltsam umgekommen, heißt es in dem am Freitag vorgelegten Bericht der Kommission, der von der amtlichen Nachrichtenagentur MAP verbreitet wurde. Vorangegangen waren zweijährige Untersuchungen über die Epoche von 1956 bis 1999.

Die Kommission wurde von König Mohammed VI. ins Leben gerufen, der sich damit den Vorwürfen von Menschenrechtsverletzungen während der Herrschaft seines Vaters König Hassan II. stellen wollte. In Marokko wird diese Epoche oft als "Jahre des Bleis" bezeichnet, womit Gewehrkugeln gemeint sind. In der Kommission, die neben der Wahrheitsfindung nach südafrikanischem Vorbild auch der nationalen Versöhnung dienen soll, sitzen überwiegend ehemalige politische Häftlinge und Menschenrechtsaktivisten.

Wie die Nachrichtenagentur AP erfuhr, untersuchte die Kommission fast 17.000 Fälle, in denen der Verdacht auf politisch motivierte Entführung, willkürliche Verhaftung, Folter, Mord oder Verschwinden bestand. Davon schien in mehr als 9.000 Fällen Schadensersatz gerechtfertigt. (APA/AP)