Und genau hier im Herzstück der Altstadtzone, im Umfeld des nach wie vor mit zum Teil desolat-unzeitgemäßen Standln verstellten Hauptplatzes, plant das junge Führungsduo des Traditionskaufhauses Kastner & Öhler, Martin Wäg und Thomas Böck, auf der Basis einer Konzeption des spanischen Architektenduos „Nieto/Sobejano“ einen massiven, aber spannenden Eingriff, der bei der Beobachtungsstelle der Unesco, Icomos, bereits die Alarmglocken läuten lässt.
Rundblick
Die Verkaufsflächen „im Kastner“ – wie das 1873 in Tschechien gegründete Unternehmen in Graz vertraut genannt wird – soll um 10.000 auf 50.000 Quadratmeter erweitert werden. Auf das innen umgebaute Haus soll eine großzügige Dachlandschaft samt Restaurant mit „360- Grad-Rundblick“ aufgesetzt werden. Unterschiedliche Höhenlinien im Projekt sollen das historische Stadtbild durchaus erhalten.
Wenn auch in zeitgemäß weiterentwickelter Formensprache: Recht ungewöhnlich ist die Allianz für den an Wellenformationen erinnernden Aufbau. Bundesdenkmalamt, Stadtplanung und sogar die Altstadt- Sachverständigenkommission (ASVK) befürworten das rund 20 Millionen Euro teure Projekt. Erstaunlich auch die politische Harmonie: SPÖ, ÖVP, Grüne und auch KPÖ zeigten sich vom Entwurf begeistert. Hält dieser Zustand an, könnte im Herbst 2006 mit dem Bau begonnen werden. Um das Kastner-Projekt völlig abzusichern, schlägt die Wirtschaftskammer gar den Verzicht auf den Titel „Weltkulturerbe“ vor.
"Fesseln lösen"