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Foto: REUTERS/SHANNON STAPLETON
Washington – Dreieinhalb Monate nach dem verheerenden Hurrikan "Katrina" will das Weiße Haus die Finanzhilfe zur Verstärkung der Staudämme in New Orleans (Louisiana) von 1,6 auf 3,1 Milliarden US-Dollar (rund 2,6 Milliarden Euro) aufstocken. Das sagte Dan Powell, Koordinator für den Wiederaufbau im Katastrophengebiet, am Donnerstagabend in Washington.

Widersprüche

Bis zum Beginn der Hurrikan- Saison im Juni 2006 sollten die Brüche in den Dämmen repariert und Konstruktionsfehler ausgebessert werden. Das Dammsystem werde besser und stärker als je zuvor sein, sagte Powell. Sollte ein Hurrikan von der Stärke „Katrinas“ New Orleans wieder treffen, dann werde zwar möglicherweise wieder Wasser über die Deiche treten, aber es werde nicht wieder zu einer Katastrophe kommen.

Dem widersprechen Baufachleute, die in New Orleans mit den Reparaturarbeiten beschäftigt sind. Ihrer Meinung nach würde die Herstellung eines Dammsystems, das einem Hurrikan der höchsten Stärke trotzt, rund 32 Milliarden Dollar kosten und mindestens ein Jahrzehnt lang dauern.

Kritik

Dementsprechend lässt die Kritik an der US-Regierung auch nicht nach. Sie hatte kurz nach dem Hurrikan eingesetzt, als offenkundig wurde, dass der nationale Katastrophenschutz kläglich versagte.

„Katrina“ hatte am 29. August das rund 480 Kilometer lange Deichsystems an mehreren Stellen durchbrochen, worauf mehrere Stadtteile überflutet wurden. Doch die Evakuierungen wurden zu spät angeordnet und verliefen chaotisch, viele tausende Menschen fanden kein Notquartier.

Quartiernot

Als sie letztlich doch in diversen Hotels untergebracht wurden, galt dies nur befristet. Nun, vor Weihnachten, verhinderte ein Bundesgericht, dass hunderte Betroffene, die den Aufenthalt im Hotel nicht selbst bezahlen können, rausgeworfen werden.

Weil das Katastrophenschutzamt Fema noch immer nicht garantieren kann, Hilfsanträge zügig zu bearbeiten, entschied der Richter, die Regierung müsse bis zum 7. Februar weiter für die Hotelzimmer bezahlen. Eine inzwischen erfolgreiche Sammelklage gegen die Fema zeigt, wie chaotisch der Wiederaufbau verläuft. Drei Monate nach dem Sturm ist die US-Südküste noch immer Katastrophengebiet – und sich selbst überlassen.

Eine Bilanz der New York Times, 100 Tage nach der Flut, fiel ernüchternd aus: Mehr als 100.000 Häuser und Geschäfte in New Orleans bleiben unbenutzbar, nur 75.000 Menschen sind in die Halbmillionenstadt zurückgekehrt. „Wir sind dabei, New Orleans zu verlieren“, warnte die Times. Anders als kurz nach dem Hurrikan erweckte dies aber in den nördlichen Staaten der USA kaum noch Aufmerksamkeit. (dpa, kps, DER STANDARD Printausgabe, 17./18.12.2005))