München - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist so gut wie seit fünf Jahren nicht mehr: Beflügelt von weiter blendenden Exportaussichten und einer allmählichen Besserung in Bau und Einzelhandel kletterte der ifo-Geschäftsklimaindex auf den höchsten Stand seit August 2000, wie das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut am Freitag mitteilte.

Der Anstieg fiel dabei überraschend deutlich aus: Nach 97,8 Punkten im November erreichte der Index im Dezember 99,6 Punkte. "Die neuen Daten bestätigen den seit diesem Frühjahr anhaltenden Aufwärtstrend des Geschäftsklimas", erklärte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Experten hatten nur einen leichten Anstieg des Konjunkturbarometers erwartet. Die 7.000 befragten Unternehmen meldeten den Angaben zufolge eine Besserung ihrer aktuellen Lage und einen spürbar optimistischeren Ausblick auf das kommende halbe Jahr. Nochmals verstärkte positive Impulse erwartet die Industrie von dem bereits seit längerem boomenden Exportgeschäft. Auch in den drei übrigen Bereichen des Index, dem Bauhauptgewerbe sowie dem Groß- und Einzelhandel verbesserte sich der Index.

Kellerkinder der Konjunktur

Ifo-Chefvolkswirt Gernot Nerb nannte es gegenüber der Nachrichtenagentur AFP besonders erfreulich, dass mit Bau und Einzelhandel die "Kellerkinder der Konjunktur" wieder nach vorne zu kommen scheinen. Im Bereich der Industrie sei auffallend, dass weder die hohen Ölpreise noch der aktuelle Dollarkurs die weitere Besserung der schon guten Exporterwartungen verhindern konnte.

Wie Nerb sagte, lässt sich ein Einfluss des Regierungswechsels in Berlin auf die gute Stimmung von den Zahlen her schwer ablesen. Allerdings sei es auffällig, dass sich der Index genau seit der Ankündigung von Neuwahlen im Mai und der damit verbundenen Erwartung an einen Regierungswechsel verbessert habe. "Seit Juni geht es wieder aufwärts", sagte Nerb. Bis zum letzten konjunkturellen Höhepunkt, der Anfang 2000 erreicht wurde, sei es aber "noch ein Stück", sagte Nerb. Im August 2000 habe die Wirtschaft schon einen spürbaren Abwärtstrend hinter sich gehabt. (APA)