Die berühmteste russische Uni ist die staatliche Moskauer Lomonosov-Universität (MGU).

Foto: http://www.msu.ru/
In Moskau gibt es eine Menge Unis, man hat also die volle Auswahl und bekommt gleichzeitig keinen so starken Kulturschock von der stark verwestlichten Metropole. Die bekannteste – und vornehmste Bildungseinrichtung in dieser Sparte ist übrigens die MGU ("staatliche Universität Moskau"), die für die meisten Russen finanziell und zugangstechnisch unerreichbar, für ausländische Austauschstudierende im Rahmen eines Austauschs aber leicht zugänglich ist.

Die russischen Universitäten sind heute entweder privatisierte oder aber immer noch verstaatliche Bildungseinrichtungen. Letztere genießen höheres Ansehen und sind eigentlich für unentgeltliches Studieren gedacht –gerüchteweise kosten sie aber in Wahrheit dieselben Unsummen wie die privaten, nur dass hier die "Studiengebühren" direkt in die Taschen der Lehrkörper und der Direktion wandern.

Private und Studiengebühren

In die private Sparte wird man leichter aufgenommen, hier zahlt man offiziell hohe Studiengebühren. Weiters gibt es Mischformen der beiden Varianten. Strenge Aufnahmeprüfungen existieren an ausnahmslos jeder Fakultät. Vor allem bei den staatlichen Unis hängt der Schwierigkeitsgrad vom finanziellen Budget des Antretenden ab. Um hier als ordentlicher Studierender ohne das nötige Kleingeld ausgebildet zu werden, sollten Spitzenergebnisse erzielt und extrem hohe Hürden überwunden werden.

Es kursieren Horrorgeschichten über diese Aufnahmeprüfungen, eine Studentin erzählte, dass sie vor der Aufnahmeprüfung unter so hohem Leistungsdruck wegen des immensen Stoffes stand, dass sie eine Essstörung bekam, zusammenbrach, und lange Zeit im Spital verbringen musste.

Schwierige Lage für Frauen

Frauen haben es an den russischen Universitäten generell schwieriger: sie werden (vor allem in den naturwissenschaftlich orientierten Fachrichtungen) weniger gerne aufgenommen und oft benachteiligt, es findet sich hier auch keine so starke Betonung der feministischen Lehren wie an österreichischen Universitäten. Das spiegelt sich im Selbstbild der russischen Frauen wieder –den gängigen Smalltalkthemen nach zu urteilen, sind viele eher an den jungen Kommilitonen als am Lehrstoff interessiert.

Sie scheinen davon überzeugt zu sein, dass die Ehe für Frauen eine bessere Erhaltungsmethode sei als der Job. Hier wird jede Geschlechtgenossin als Konkurrenz auf dem Heiratsmarkt und jeder männliche Student als Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt betrachtet. Wen wundert bei der in Russland besonders niveauloser und sexistischer Werbung, dass der universitäre Dresscode für Frauen Institutskorridore zu Catwalks umfunktioniert: Sündhaft teure Markenkleidung, Miniröcke, Bleistiftabsätze, auf denen jeder Schritt ein zirkusreifer Balanceakt ist und Haargummis für 100 Euro. Für die jungen Herrschaften gilt preismäßig das gleiche, nur eben mir Krawatte, denn im Anzug in der Vorlesung sitzen ist an Moskauer Universitäten kein Tabu.

Immun gegen Protzerei?

Wer hier studieren will, muss also 100-prozentig immun gegen Protzerei sein – denn die unverhüllte Demonstration von Reichtum und gesellschaftlicher Stellung gehört hier zum grauen Alltag wie der echte Pelzmantel. Außerdem wird einem von allen Seiten eingeredet, dass die Welt den Starken gehört und nur der Bessere sie sich zueigen machen könne. Alles ist auf den Wettbewerb ausgerichtet, viel Möglichkeiten zur freien Zeiteinteilung gibt es nicht, wenn die Prüfung negativ ist, ist sie negativ, das bedeutet, der Student ist entweder unfähig oder zu faul, auf jeden Fall ungeeignet, um hier zu bestehen.

Ein hilfreicher Ratschlag: Starke Nerven bewahren und sich nicht von der bedrückt-depressiven Atmosphäre überwältigen lassen. Trotz aller Strapazen ist das Erlebnis einer so befremdenden Realität recht erfischend und zumindest besteht die Möglichkeit, einige intelligente, interessante junge Gleichgesinnte kennen zu lernen, mit denen man seinem Unmut Luft machen kann.