12.000-Quadratmeter-Halle mit neuer Förderanlage - hier machen sich die Pakete auf den automatisierten Weg zum Schlusssprint mit 9,5 Stundenkilometern.

Foto: Standard/Regine Hendrich
Wien - Sie zischen um die Ecke wie das Peloton kurz vorm Etappensprint der Tour der France. Schnell fädeln sie sich hintereinander auf, wie um besser im Windschatten der Vorderen zu fahren - und dann geht es schon in die Zielgerade. Nur: Auf dieser Strecke zum Ziel werden alle "Teilnehmer", die mit 9,4 Stundenkilometern daherkommen, seitlich von einem Schieber rausgeschossen.

Hier finden in den letzten Wochen vor Weihnachten pro Stunde bis zu 10.000 Pakete automatisch ihren Weg in Richtung Gabentisch. Im neuen Paketverteilzentrum der Post in Wien-Inzersdorf ist derzeit Hochsaison. Und es ist die erste massive Bewährungsprobe der heuer in Betrieb genommenen Anlage - in der Adventzeit kommen hier jeden Tag bis zu 120.000 Pakete rein und müssen auf dem richtigen Weg wieder in Richtung Zieladresse abgeliefert werden.

"In diesem Monat sind wir an unserer Maximalkapazität angelangt", erläutert Thomas Stadlhofer von der Regionalleitung Ost. Gegen 17 Uhr kommen die Postamtslieferungen; Packerln, die von den Paketschupfern nur noch auf die Förderbänder gelegt werden - das Pickerl mit dem entscheidenden Code wurde bereits im Postamt aufgeklebt.

Der Zwei-Tages-Schnitt

Im Moment werden gerade die Pakete eines Versandhauses aufgelegt. Der Fluss gerät leicht ins Stocken: Der Paketaufleger muss bei jedem Stück die Verschlussbänder zurechtrücken, weil sie den Pickerlcode verdecken und verfälschen. "Schaut nicht gut aus", murmelt Stadlhofer. "So etwas hält auf." Schließlich muss der Schnitt eingehalten werden: 92 Prozent der Paketsendungen erreichen binnen zweier Tage ihr Ziel.

Früher, als noch am alten Standort Südbahnhof die Packerln "geschupft" wurden, lag die "Zweitageszustellung" noch bei 70 Prozent. "Da hatten wir die vierfache Fläche im Vergleich mit hier - und suboptimale Prozesse." Und im Gegensatz zum benachbarten Briefzentrum hat man von der Übersiedlung des Paketzentrums relativ wenig gehört. "Das beste Zeichen", grinst Stadlhofer.

Ein Herzstück der neuen Anlage sind die großen Container, die am späteren Abend draußen in der 12.000 m2 großen Halle an den "Wechselaufbaubrücken" (WAB) andocken. Vom großen "Swopper"- einem Zwittergerät zwischen Lkw und Gabelstapler - werden sie angekarrt und hinaufgewuchtet .

Je nach Schlichtung und Größe passen bis zu 2000 Sendungen in so einen Packerlcontainer. Drinnen werden die Pakete ruck, zuck von einem Mitarbeiter aufs Förderband gelegt, und sie begeben sich automatisch auf die Reise - vom Gerät gescannt und weitergeleitet.

Wo sich das jeweilige Packerl gerade befindet, kann neuerdings jeder Kunde nachprüfen - indem er bei www. post.at unter "Track Trace" die Paketnummer eingibt. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD - Printausgabe, 16. Dezember 2005)