Von Montag bis Freitag täglich eine Stadtgeschichte von Thomas Rottenberg

Auch als Buch: Die besten Stadtgeschichten aus dem Stadtgeschichten - Archiv - zum Wiederlesen & Weiterschenken. "Wiener Stadtgeschichten" mit Illustrationen von Andrea Satrapa-Binder, Echomedia Verlag Ges.m.b.H., ISBN 3-901761-29-2, 14,90 Euro.

Es war gestern. Und weil es immer wieder ein Vergnügen ist, sich den realen Umsetzungen der Begriffe „Service“, „Beratung“, „Freundlichkeit“ und Kundendienst zu widmen, hier – so wie gestern auch – der unkommentierte und eigentlich auch keiner nähere Erläuterung bedürfende offene Brief einer Wienerin an die Wiener Wirtschaftskammer.

Lieber Herr L.,

Bezugnehmend auf das heutige Telefonat mit dem Innungsmeister Herrn G., schicke ich Ihnen die Zusammenfassung eines äusserst unerfreulichen Gesprächs, das ich heute mit einem Ihrer Mitglieder geführt habe.

Klavierbank

Ich habe heute um ca. 13:45 bei der Firma N. angerufen um mich nach einer Klavierbank zu erkundigen. Anfangs wurde mir gesagt, es gäbe Klavierbänke und ich könnte mir welche anschauen. Als ich erklärte, dass die Bank nicht mehr als EUR 70,-- kosten dürfte, meinte der Mitarbeiter dort, um das Geld könne ich mir eine Mundharmonika kaufen und legte auf.

Ich habe dann gleich nochmal angerufen um mich über die unfreundliche Auskunft zu beschweren.

Die Antwort darauf war: "Sparen Sie sich lieber das Geld des Telefonats, dann können Sie sich eine Klavierbank kaufen oder lassen Sie sich behandeln." Daraufhin wurde wieder aufgelegt.

Geldfrage

Ich frage mich nun, wieviel Geld man bei der Firma N. ausgeben muss, um am Telefon nicht beleidigt und beschimpft zu werden. Es wäre sehr nett von Ihnen, wenn Sie dieser Frage nachgehen könnten und mich über die Antwort informieren würden.

Mit freundlichen Grüßen,

D. S. 1210 Wien