Wien - Mit verschmitztem Lachen und hoch über seinen Kopf erhobener Urkunde ließ sich Hermann Nitsch am Donnerstag bei der Verleihung des Großen Österreichischen Staatspreises feiern. Nitsch, dessen Werk immer wieder umstritten war, betonte bei der Verleihung durch Kunststaatssekretär Morak im Bundeskanzleramt: "Ich nehme diese Auszeichnung gerne an".

Der mit 30.000 Euro dotierte Preis ist die höchste Auszeichnung, die die Republik Österreich an Künstler vergibt. Er wird einmal jährlich an einen Künstler aus den Sparten Literatur, Musik, bildende Kunst oder Architektur vergeben. Der Preisträger wird vom Kunstsenat vorgeschlagen.

"Zum sinnlichen Empfinden durchstoßen"

Nitsch bekundete seine große Freude, dass "meine Kollegen mich für würdig gehalten haben", und schilderte daraufhin diejenige seiner Leistungen, die er als die preiswürdigste erachtet: "Was ich geleistet habe, war vom Wort zum direkten sinnlichen Empfinden durchzustoßen", so Nitsch, dessen Orgienmysterientheater als "Gesamtkunstwerk für alle Sinne" Aktionen und Malerei, Musik und Kulinarik verbindet. Dieser den Begriff des Theaters weiter entwickelnde Durchstoß sei "eine Leistung, auf die ich stolz bin und die nun doch langsam gewürdigt wird".

Morak würdigte Nitsch als "Künstler, der sich in seinen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten nie Strömungen unterwarf, sondern eigene, neue Wege ging". Das Werk von Hermann Nitsch habe "den Kanon des üblichen Kunstverständnisses gesprengt, insbesondere seine frühen Aktionen lösten immer wieder Irritationen aus". Morak dazu: "Kunst kann nur in einem Klima der kollektiven Toleranz gedeihen".

Außer Rand und Band

Wiew auf Zuruf bezeichnete FPÖ-Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache prompt die Auszeichnung als "Verhöhnung der Kunst". Strache kritisierte auch "die devote Beweihräucherung Nitschs" durch Morak. Die Preisverleihung sei "Höhepunkt einer außer Rand und Band geratenen linken Kulturpolitik, die jetzt eben im schwarz-orangen Mäntelchen daherkomme", so Strache in einer Aussendung. "Der Ungeist der Achtundsechziger feiert hier wie dort fröhliche Urständ".

Nitsch verunglimpfe das Christentum "in übelster Art und Weise". "Ich möchte nicht wissen, was für ein Aufschrei durch das Land ginge, wenn er andere Religionen in einen Kontext mit Gedärmen und Blut stellen würde", so Strache. "Was Nitsch hinter seinen Schloßmauern treibt, bleibt ihm überlassen, obwohl man die dort stattfindenden Tierschlachtungen vielleicht auch einmal einer genaueren Kontrolle unterziehen sollte", sagte Strache. "Ihm aber für seine Blutorgien noch Preise zu verleihen, ist völlig inakzeptabel." (APA)