Wien - Im Bieterrennen um die VA Tech Hydro bleibt es weiterhin spannend. Einem der sieben Interessenten, dem bislang als Außenseiter gehandelten steirischen Anlagenbauer Andritz, wird von Mitbewerbern nun nachgesagt, sich in eine klar bessere Position bringen zu wollen. Dem Vernehmen nach will Andritz sein Angebot erhöhen und für die gesamte Hydro bieten. Bisher soll das Interesse des börsenotierten Grazer Konzerns lediglich dem Teilbereich Wasserkraft gegolten haben.

"Andritz ist jetzt heiß auf die ganze Hydro", heißt es in Bieterkreisen zur APA. Stimmt das Angebot, dürften die Chancen nicht schlecht stehen, dass die Steirer als rein österreichische Bieter mit einschlägigem industriellen Know-how zum Zug kommen. Das Rennen wird damit um eine weitere Facette reicher. Bei Andritz selbst wird indes nach wie vor weder bestätigt noch dementiert, ob überhaupt um die Hydro gepokert wird.

Gesamtpaket

Siemens will die VA-Tech-Kraftwerkssparte im Gesamtpaket verkaufen, die Wasserkraft samt den beiden Bereichen Gas-Kombi-Kraftwerke und Turbogeneratoren. Am 19. Dezember, kommenden Montag, endet die Abgabefrist für weitere Angebote. Ob sämtliche Interessenten am Ball bleiben, ist offen. Der scheidende Generaldirektor der Siemens AG Österreich, Albert Hochleitner, rechnet damit, dass von den sieben Interessenten "mindestens drei bis vier" ein verbindliches Angebot legen, wie er am Mittwoch vor Journalisten sagte. Siemens will mit zwei Kandidaten in die Finalrunde gehen. Das Signing erwartet Hochleitner im Jänner.

Zuletzt waren unter den Bewerbern Befürchtungen geäußert worden, der Deal sei so gut wie gelaufen. Siemens habe hinter den Kulissen wohl bereits entschieden, an das "befreundete" Konsortium seines deutschen Aktionärs Allianz zu verkaufen, um die VA Tech Hydro weiter kontrollieren zu können. Siemens dementierte auch heute: "Das ist Unsinn."

Zweite Runde

Neben Andritz und dem Allianz-Konsortium (mit den Kärntner "Baulöwen" Erwin und Hanno Soravia) haben es die Bietergruppe um die Cross Industries AG von KTM-Kernaktionär Stefan Pierer, der Industrielle Hannes Androsch und der britisch-amerikanische Finanzinvestor First Reserve in die zweite Runde des Bieterwettlaufs geschafft. Dazu kommen noch laut jüngsten Medienberichten die indische Tata-Gruppe und der argentinische IMPSA-Konzern.

Der von Brancheninsidern kürzlich ins Spiel gebrachte Kaufpreis von 350 bis 420 Mio. Euro wird in Bieterkreisen als "Wunsch ans Christkind" bezeichnet. Siemens könne bestenfalls mit der Hälfte rechnen, wie es heißt. Siemens-Österreich-Boss Hochleitner sagte in der heutigen Bilanzpressekonferenz allerdings: "300 Millionen Euro dürften zu wenig sein, 500 Millionen Euro zu viel."

Weiz als Knackpunkt

Wie berichtet gilt der steirische Standort Weiz unter den Interessenten als Knackpunkt. Der bisherige Hauptauftraggeber und Kooperationspartner General Electric (GE), ein Konkurrent von Siemens, hat seine Geschäfte bis auf weiteres eingefroren. Potenzielle Hydro-Käufer haben keine Garantie, ob die Amerikaner diese je wieder aufnehmen. Ohne GE dürfte der Standort Weiz, das "Herzstück" der Hydro, aber nicht zu halten sein.

Verkaufen muss Siemens die Hydro, weil die EU-Wettbewerbshüter dies als Bedingung für die milliardenschwere Übernahme des VA-Tech-Konzerns gestellt haben. Die VA Tech Hydro machte 2004 knapp 900 Mio. Euro Umsatz. Beschäftigt werden etwa 3.000 Mitarbeiter, davon rund ein Drittel in Weiz. (APA)