Linz – Nicht nur im Handel herrscht derzeit vorweihnachtliche Hochkonjunktur. In den heimischen Zahnarztpraxen stehen bereits die ersten „Advent-Opfer“ Schlange. Fatal auf Gebiss wirken sich in zahlreichen Fällen vor allem die kulinarischen Winter- Highlights wie Kekse, Nüsse oder Maroni aus.

Hochbetrieb

„Ein kräftiger, punschlauniger Biss im falschen Winkel entzweit nicht selten statt der harten Nuss oder einer Maroni den Zahn. Wir haben vor den Feiertagen Hochbetrieb“, erzählt Primar Eberhard Raml vom Zahnambulatorium der Versicherungsanstalt für Eisenbahn und Bergbau (VAEB) in Linz.

Aber nicht nur Verzehr-Unfälle füllen die Zahnarztpraxen: „Die Eitelkeit spielt vor Weihnachten eine ganz große Rolle. Man strebt nach Perfektion – auch im Mund“, erzählt Raml aus dem Dentisten-Alltag. Es gebe doch – so der Zahnspezialist – für eine Oma am Weihnachtsabend nichts Schlimmeres, wie wenn ihr Enkel sie vor versammelter Verwandtschaft auf einen schwarzen Zahn anspricht. Auch am obligatorischen Weihnachtsfoto „Familie mit Christbaum“ dürfte eine Zahnlücke wohl eher unvorteilhaft sein, weshalb viele dann doch den ungeliebten Gang zum Arzt auf sich nehmen.

Parallelen sieht Raml auch zur Lebensmittelbranche: „Da stürmen doch auch alle plötzlich in die Läden und kaufen, als würde die Welt nach den paar Feiertagen untergehen. Bei uns ist das genauso, die Patienten leben ein Jahr mit einem kaputten Zahn, vor Weihnachten treibt sie dann der Gedanke an einen Heiligen Abend mit schmerzhafter dicker Backe fast panisch zu uns“, schildert Raml. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe, 14.12.2005)