Tel Aviv - Der Iran kann nach israelischer
Einschätzung binnen drei Monaten die technologische Fähigkeit zur
Entwicklung von Atomwaffen erringen. Der israelische Generalstabschef
Dan Halutz sagte am Dienstag vor einem parlamentarischen Ausschuss in
Jerusalem, bis kommenden März werde der "Iran hinsichtlich der
technologischen Fähigkeit zur Entwicklung von Nuklearwaffen den Punkt
ohne Wiederkehr überschreiten". Dies bedeute jedoch noch keine
unmittelbare Bedrohung Israels, weil der Iran noch eine "Anzahl von
Hindernissen" überwinden müsse, so dass eine Atombombe frühestens
2008 einsatzbereit wäre, meinte General Halutz.
Ahmadinejads antiisraelische Attacken schüren Ängste Tel Avivs
Israelische Befürchtungen vor atomaren Rüstungsbemühungen Teherans
wurden zuletzt durch antiisraelische Attacken des iranischen
Präsidenten Mahmod Ahmadinejad verstärkt. Er rief im Oktober dazu
auf, Israel von der Landkarte zu tilgen. In der vergangenen Woche
hatte er in Mekka die Verlegung Israels in Teile Deutschlands und
Österreichs empfohlen, um das Nahost-Problem "bei der Wurzel zu
packen". Der mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnete
Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO, Mohammed ElBaradei,
hatte vergangene Woche mitgeteilt, es gebe keine konkreten Beweise
dafür, das der Iran an der Entwicklung nuklearer Waffen arbeitet.
Teheran beteuert, sein Atomprogramm sei für zivile Zwecke bestimmt.
Der israelische Ex-Premier Benjamin Netanyahu hatte sich kürzlich
für einen militärischen Präventivschlag gegen das iranische
Atomprogramm ausgesprochen. Mit einem spektakulären Lufteinsatz hatte
Israel 1981 den mit französischer Hilfe errichteten irakischen
Atomreaktor "Osirak" zerstört. Die iranischen Revolutionswächter
(Pasdaran) hatten mehrmals gedroht, Israel würde "von der Weltkarte
verschwinden", sollte es versuchen, die iranischen Atomanlagen
anzugreifen. Falls es zu einem solchen Angriff kommen sollte, wäre
die iranische Reaktion solcherart, dass Israel zu existieren aufhören
würde. (APA/dpa)