Wahrscheinlich hat Hannes Kartnig auch Recht. Irgendwie. Solange er Sturm Graz erfolgreich führte, suchten von der Landeshauptfrau abwärts alle seine Nähe. Solange die Klubgeschäfte liefen wie geschmiert, scherte sich keiner darum, dass der Selfmademan in der größten Kleinbürgergemeinde Österreichs (gegen die rund zwölf Punks gibt's eine Art Rassengesetz zwecks "Sauberhaltung" des Rathausplatzes!) mitschnitt.

Jetzt, wo die überteuerte Mannschaft Unsinn kickt, die Fans wegbleiben, die Insolvenz droht, der Nachfolger mit windigen Begründungen im letzten Augenblick flüchtet, wissen es alle besser. Keiner hilft.

Man kann Kartnig sogar seine Wut nachfühlen, wenn Protokolle einer Zeitung zugespielt werden oder Kicker (wie Roland Linz laut einer Illustrierten angeblich) für ein paar Tore zwischen 300.000 und 400.000 Euro netto im Jahr kassieren und beleidigt tun, wenn sie nicht aufgestellt werden. Aber Kartnig hat selber die Gagen hochgetrieben, die Tiraden kommen zu spät. Im Sommer hat er ohne sportliche Not den Oldie Verlaat und andere Senioren verlängert und etliche Neue gekauft.

Wahrscheinlich geben sieben von zehn Klubs zwecks Lizenzierung eine Budgetvorschau jenseits von gut und böse ab. Wohl wissend, dass bei strenger Auslegung der Vorschriften der Spielbetrieb mangels Teilnehmern eingestellt werden müsste? Sollen doch die Kritiker übernehmen, sagt Kartnig. Aber wer hat die Nerven dazu? Kartnigs Stellungnahme macht Unrecht nicht Recht, aber in Österreichs Ligakick läuft mehr falsch als ein paar Bilanzen. Die Krisenregion Bundesliga braucht Entwicklungshelfer, um den Anschluss an die Zivilisation wieder zu finden.