Foto: Süddeutsche Junge Bibliothek
Einen einzigartigen Ton schlägt Hugh Lofting in seinem Meisterwerk an, hintersinnig, spannungsbewusst, gefühlvoll, nie niedlich oder pseudokindlich, dafür voller Liebe und Energie, um Dr. Dolittle und dessen tierische Begleiter unvergesslich zu verlebendigen. Dabei scheut Lofting, der die Dolittle-Geschichten während des Ersten Weltkriegs seinen Kindern als Brieffolge aus dem Felde schrieb, auch vor großen Bildern nicht zurück, kommentiert sarkastisch die Erwachsenenwelt, indem er Wundertiere wie Tschi-Tschi, den Leierkastenaffen, Jip, den Hund, Göb-Göb, das Schwein, oder Tuh-Tuh, die Eule, über sie sprechen lässt. Und er erfindet ein geniales Lebewesen, das "Stoßmich-Ziehdich", das so scheu ist, dass einer seiner zwei Köpfe immer wacht.

Hugh Lofting, 1886 im englischen Maidenhead geboren, erfand in der grausamen Realität der Schützengräben des 1. Weltkriegs die Gegenwelt des Dr. John Dolittle. 1920 erschien die Buchfassung dieser Glücksbotschaften aus der Hölle und wurde sofort ein Welterfolg. Zur durchschlagenden Wirkung gehören auch Loftings genau treffende Zeichnungen.

Der erste und welthaltigste Band der Serie erzählt vom Menschen- und Tierfreund Dolittle. Der kleine dicke Arzt mit Gehrock und Zylinder. In seiner gemütlichen Unfehlbarkeit und unerschütterlichen Güte wirkt er unter den Terminatoren, Jedi-Rittern und Spidermen unserer Tage traumhaft fern. Doch er und seine Tiere sind immer in Augenhöhe des jeweiligen Lesers. (DER STANDARD, Printausgabe, 10./11.12.2005)