Wien - Die Verhandlungen um einen neuen Vertrag zwischen Wiener Ärztekammer und Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) liegen auf Eis: Am Freitag wurden die Gespräche von der Kammer unterbrochen, einen neuen Termin gibt es noch nicht. Grund für die Verzögerung sind unterschiedliche Auffassungen über das Ausmaß der Tariferhöhung. Für die Kammer droht damit ein vertragsloser Zustand.

"Wir sind schon davon ausgegangen, dass wir uns heute soweit annähern könnten, dass ein Abschluss in Reichweite kommt", sagte Kassensprecher Jan Pazourek am Freitag auf APA-Anfrage. Doch dies sei nicht geschehen. Die Ärztekammer hat demnach eine Tariferhöhung für das Jahr 2006 um 4,5 Prozent sowie eine eben solche Erhöhung für das Jahr 2007 gefordert.

"Ventilierte Umrechnung"

Außerdem wurde die Aufhebung aller Abrechnungslimits verlangt. Für die Kasse würde das eine Erhöhung der auszubezahlenden Honorarsumme von 13 bis 19 Prozent bedeuten, so die Angaben der WGKK. Die Gebietskrankenkasse habe ihrerseits angeboten, die Honorarsumme um 2,5 Prozent zu erhöhen.

Die von der Ärztekammer "wiederholt ventilierte Umrechnung" des Kassenangebotes in "0,9 Prozent auf den Tarif" sei nicht sehr wahrscheinlich, hieß es in einem Kassen-Rundschreiben an die Ärzte, das die WGKK auch per Aussendung veröffentlichte. Bei dieser Berechnung gehe die Ärztekammer von deutlichen Frequenzsteigerungen in Sachen Behandlungen aus - laut WGKK ist jedoch eher mit stagnierenden Frequenzen zu rechnen.

Gesamtvertrag gilt

Die Gebietskrankenkasse versicherte, dass selbst im Fall einer Nichteinigung "selbstverständlich" auch im kommenden Jahr die Honorare so wie üblich abgerechnet werden. Schließlich sei der Gesamtvertrag nicht gekündigt worden.

Ganz anders sieht man das bei der Ärztekammer. "Wir beraten intern und bereiten uns auf den vertragslosen Zustand vor", so eine Sprecherin auf APA-Anfrage. Man habe die Verhandlungen unterbrochen, weil sich bei der WGKK einfach nichts bewegt habe. Die Konsequenz: "Wir wollen jetzt ein erneutes schriftliches Angebot von der WGKK, das zumindest die Abgeltung der Inflation beinhalten muss. Ansonsten sind wir nicht im Stande, so konstruktiv wie bisher weiter zu sprechen."

Die Ärzte sind darüber verärgert, dass Kassen-Obmann Franz Bittner lediglich ein Plus von 8,5 Mio. Euro angeboten habe und darüber nicht mehr verhandeln wolle. "Er erhöht nur den Tarif, wenn anderen Gruppen etwas weggenommen wird", klagte die Sprecherin: "Wir wollen, dass unabhängig von der Fachgruppe alle Ärzte eine Erhöhung bekommen. Man kann nicht dem einen etwas geben und dem anderen etwas wegnehmen." (APA)