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Die Vorstände der Infineon Technologies Austria, Monika Kircher-Kohl, Reinhard Ploss und Peter Bauer (Infineon Deutschland), während der Bilanz Pressekonferenz am Freitag, 9. Dezember 2005 in Wien.

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Wien - Die Österreich-Tochter des deutschen Halbleiter-Herstellers Infineon, die Infineon Technologies Austria AG, hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 04/05 (bis Ende September) Umsatz und Ertrag gesteigert. Der Umsatz wuchs um 220,6 Mio. Euro oder 31,6 Prozent auf nunmehr 918,1 Mio. Euro, nach 697,5 Mio. Euro im Vorjahr. Trotz starkem Preisdruck und hoher Investitionen konnte das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) im Berichtsjahr auf 46,4 Mio. Euro (Vorjahr 40,0 Mio. Euro) gesteigert werden, wurde am Freitag bei der Bilanz-Pressekonferenz in Wien mitgeteilt.

Mehr Mitarbeiter

Die Zahl der Mitarbeiter stieg um 84 auf 2.697 an, mehr als ein Viertel sind mittlerweile im Bereich Forschung und Entwicklung tätig. Die Investitionen wuchsen um 10,4 Mio. auf 77,5 Mio. Euro. Infineon ist in Österreich unter anderem mit einem Werk in Villach sowie mit Forschungs & Entwicklungsstandorten in Graz und Linz vertreten.

Mit den durchwegs positiven Zahlen hebt sich Infineon Austria von der Entwicklung im Gesamtkonzern deutlich ab: Bei der Infineon Technologies AG lag im Geschäftsjahr 2005 der Konzernfehlbetrag bei 312 Mio. Euro, das EBIT betrug minus 183 Mio. Euro. Der Umsatz ging um 6 Prozent auf 6,76 Mrd. Euro zurück.

Keine Auswirkungen durch Aufspaltung der Mutter

Die Aufspaltung des Mutterkonzerns habe auf Infineon Österreich "keinerlei Auswirkungen", betonte Peter Bauer, Vorstandsmitglied des Infineon-Konzerns und dort für die Sparte Automotive, Industrial & Multimarket (AIM) zuständig. Bis zum 1. Juli 2006 solle der äußerst zyklusabhängige Bereich Speicherchips als eigenes Unternehmen abgespalten werden, ein Börsengang wird bis Jahresende angestrebt. Die Österreich-Tochter sei auf den Automotive Market und auf Kommunikation ausgerichtet und daher davon nicht betroffen, so Bauer.

Äußerst zufrieden zeigte sich Bauer mit der Entwicklung der Infineon Austria: Das Werk Villach erreiche als Forschungsstandort "Weltspitze", Leistungsdichte und Know-how seien in Österreich sehr gut. "Es gibt eine hohe Zufriedenheit mit dem Forschungs- und Fertigungsstandort Österreich", sagte Bauer. Auch die österreichische Forschungsförderung nütze dem Konzern.

Verlagerung ins Ausland kein Thema

Eine Verlagerung der Produktion aus Villach in ein Billiglohnland ist für den Konzern, der sein Werk in München-Perlach schließt, kein Thema. "Eine Halbleiterfertigung verlagert man nicht so leicht", meinte Bauer unter Verweis auf die hohen Investitionen in das Werk: "Es gibt keine Absicht, eine Verlagerung durchzuführen". Es gehe eher darum, die Fertigung durch Produktivitätsmaßnahmen attraktiver zu machen.

Die Österreich-Tochter Infineon Technologies Austria AG spielt bei der Expansion nach Osteuropa und Asien eine Rolle, in dem sie ihr Know-how in Forschung und Entwicklung wie auch im AIM-Fertigungsbereich den beiden Tochterunternehmen in Malaysia und Rumänien zur Verfügung stellt. Dazu werden rund 400 Mitarbeiter aus Malaysia ein halbjährliches Training am Standort Villach durchlaufen. Im malaysischen Infineon-Werk Kulim sollen Logik- und Leistungshalbleiter für den Einsatz in Automobil- und Industrieanwendungen gefertigt werden. Das Werk, das voraussichtlich 1.700 Mitarbeiter beschäftigen wird, wird 2006 seine Tätigkeit aufnehmen.

Im April 2005 wurde die Infineon Technologies Romania SRL als Tochterunternehmen der Infineon Austria AG gegründet. In Bukarest entsteht ein Entwicklungszentrum, das auf Leistungshalbleiter mit analogen und digitalen Funktionen spezialisiert sein wird. Die ersten 40 Mitarbeiter von Infineon Romania werden derzeit in den Entwicklungszentren in Villach, Graz, Linz, Padua und München trainiert.

Ausbau in Villach, Graz und Klagenfurt

Die Infineon-Standorte Villach, Graz und Klagenfurt wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr weiter ausgebaut. Im Juli wurde in Villach das neue Zentrum für Forschung und Entwicklung mit rund 300 Arbeitsplätzen eröffnet. In Klagenfurt sind seit Herbst 2004 die internationalen IT-Kompetenzen des Konzerns in der "Infineon Technologies IT Services" gebündelt. Das Unternehmen, eine hundertprozentige Tochter von Infineon Austria, koordiniert die IT-Infrastruktur von über 100 Infineon-Standorten weltweit und entwickelt die unternehmensinterne Software.

Das Infineon Entwicklungszentrum Graz wird derzeit ebenfalls personell aufgestockt und räumlich ausgebaut, erläuterte Reinhard Ploss. Derzeit sind in Graz 200 Mitarbeiter beschäftigt. Das Entwicklungszentrum konzentriert seine Tätigkeit auf kontaktlose Chiptechnologie und auf Anwendungen im Automotive-Bereich. Das Grazer Zentrum hat jene Chips entwickelt, die etwa in Reisepässen und E-Cards eingesetzt werden.

Zusätzliche Umsätze

Für den Ausblick auf das nächste Geschäftsjahr wurde bei der Bilanzpressekonferenz auf den Ausblick des Mutterkonzerns verwiesen. Im nächsten Jahr erwarte man jedenfalls wieder Zuwachs, auch wenn man nicht ständig von "überdurchschnittlichem Wachstum" ausgehen könne, so Monika Kircher-Kohl. Für das heuer erfolgte über 30-prozentige Umsatzwachstum waren in erster Linie die zusätzlichen Umsätze aus dem Geschäftsbereich "Power Management and Supply" (PS), den Infineon Austria 2004 vom Konzern gekauft hatte, verantwortlich.

Bei Infineon Österreich seien derzeit Mitarbeiter aus 35 Nationen tätig, unterstrich Kircher-Kohl den hohen Grad der Internationalisierung. Mit einem eigenen Programm zur Unterstützung von Frauen in technischen Berufen solle auch dieses Potenzial stärker genutzt werden. Weiters werde das "lebenslange Lernen" gefördert, da gerade der Halbleiter-Bereich stark von ständiger Wissenserneuerung geprägt sei.

In Zukunft möchte Infineon Österreich eine Vorreiterrolle bei der Arbeitszeitflexibilisierung spielen. Insbesondere werde eine Verlängerung der maximalen Tages-Arbeitszeit auf 12 Stunden gewünscht, weil gerade die internationalen Mitarbeiter die strengen österreichischen Arbeitszeit-Regelungen oft nicht verstünden, so Kircher-Kohl. (APA)