Siegfried Anzinger
Ich mag Symbole nicht. Sie nerven mich. Und Glaube bedeutet für mich, nichts zu wissen. Das gilt auch für die Kunst. Ich denke, dass die Energie von Gefühlen nie verloren geht. Sie wird lediglich ausgetauscht. Dennoch sind Religion oder Ideologien schon ein Thema für mich. Es geht um ein Kommen und Gehen.
Kunstwerke, die in einem religiösen Sinn entstanden sind, überleben. Sie geben Zeugnis ab und tragen ein inneres Leuchten weiter. In diesem Sinne sind religiöse und künstlerische Gefühle auch nicht zu trennen. Es gibt keine ewigen Kunstwerke, aber Ewiges in den Kunstwerken.

Foto: Aleksandra Pawloff

Siegfried Anzinger
"Verkündigung", 2005
Bleistift, Aquarell, Sepia auf Papier
41x30

Bild: Siegfried Anzinger

Hermann Nitsch
Ich denke nicht in eine religiöse Richtung. Für mich sind alle Religionen auf ihre Art wichtig und bieten einen Heils-und Lebensbewältigungsweg an. Ich bin also in keiner Weise auf das Christentum fixiert, und ich denke, es wird sich vielleicht ein neues religiöses Gefühl ausprägen, ein Gefühl, das die Dinge vielleicht abstrakter sehen lässt, aber doch einen Gesamtzusammenhang schafft - ohne Mythen zum Beispiel, ohne Geschichten, die meistens mit Religionen verbunden sind.

Karl Jaspers sagte was sehr Schönes: ...

Foto: Aleksandra Pawloff

Er meinte, dass die ganzen Symbole verschlüsselt, chiffriert sind. Dem stimme ich zu. Symbole wollen etwas ausdrücken, an das man wissenschaftlich nicht herankommt. Ein Symbol ist eben stärker als eine sachliche Aussage. Ich bin sehr durch C. G. Jungs Hypothese des kollektiven Unbewussten geprägt. Auch seine Archetypenlehre ist für mich sehr wesentlich. Mythen und die daraus resultierenden Symbole entsprechen ja Kollektivträumen. Und ich würde schon sagen, dass Symbole für diese Kollektivträume stehen.

Hermann Nitsch
"Unterirdische Theateranlage", 2003
Weichgrund Strichradierung, gedruckt in variationen auf handgefärbtem Papier
66x50
Auflage 700 + 50

Bild: Hermann Nitsch

Oswald Oberhuber
Glauben ist eine Art Annahme, Vermutung oder etwas, von dem man sich halt erhofft, dass es da was gibt. Glauben ist auch, dass ich unvoreingenommen an etwas glaube, das nicht sichtbar ist, nur tu ich mir schwer damit.

Die Darstellung von Glauben in der Kunst liegt mir näher. Dabei geht es hauptsächlich um christliche Bilder, die sich wiederholen. Ich finde diesen Bereich sogar ganz interessant. Da hat sich viel getan. Das Symbol findet ja seine ursprüngliche Bedeutung dort, wo Religionen noch im Geheimen waren. In dem Moment, in dem das Geheimnis nicht mehr existiert, werden Symbole abgewertet. Das Symbol ist also abhängig von einem gewissen Realitätsverhalten des Betrachters.

Foto: Aleksandra Pawloff

Oswald Oberhuber
"Geheime Handzeichen", 2004
Acryl auf Leinwand
70x50cm

Bild: Oswald Oberhuber

Christian Ludwig Attersee
Auch Tiere glauben an etwas, zum Beispiel an ihre Hüter.
Vor der Paarung färbt sich der Bär zum Lachs. Sein Fleisch schreitet milchschlammig wie frisch gespültes Geschirr, wo bleibt der tiefzottelige, braune Glaube? ... an Wetterlärm, an rosafarbenes Puder, an Schwalben in Strickjacken, an Radlerinnen im Fliederbusch? ....
an Hüter? ...
Ja, das nennt man Mausglaube, wenn nur alles so wäre . . . nachmittags.
Bienenstechen für den Hüter.

Foto: Aleksandra Pawloff

Christian Ludwig Attersee
"Mausglaube", 2005
Mischtechnik auf Karton
66,5 x 50cm
gerahmt

Die Kunstwerke sind ab sofort auf onetwosold.at zu ersteigern. Der Erlös kommt den Erdbebenopfern in Pakistan und Indien zugute. Bitte mitsteigern!
(DER STANDARD, RONDO, 9/12/2005)

Bild: Christian Ludwig Attersee