Gerhard Köfer ist SPÖ-Landtagsabgeordneter und Bürgermeister von Spittal an der Drau.

derStandard.at: Sie haben letzte Woche davon gesprochen, dass Sie eine Totalblockade des Autobahn-Teststückes bei Spital gemeinsam mit der betroffenen Bevölkerung organisieren möchten. Laufen die Vorbereitungen schon?

Köfer: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Gestern hat sich auch Greenpeace mit mir in Verbindung gesetzt. Außerdem haben wir einige erfahrene Leute, die erfolgreich Blockaden organisierten, wie die für die zweite Tunnelröhre am Katschberg. Diese Personen bringen hier ihr Know-how ein. Wir haben auf jeden Fall nicht die Absicht, zum Spielball dieses Ministers zu werden. Ich finde es mehr als traurig, wenn Gorbach und Schüssel mit einem zynischen Lächeln auf den Lippen meinen, sie seien doch auch schon schneller gefahren.

derStandard.at: Aus welchen Gründen sind Sie gegen das Teststück?

Köfer: Wenn man sich schon für Tempo 160 auf den österreichischen Autobahnen ausspricht, dann sollte man auch den Mut haben, das flächendeckend einzuführen. Warum sollte man auf einem Teilstück von 12 Kilometern irgendwelche relevanten Erkenntnisse über die Auswirkungen von Tempo 160 in Österreich bekommen? Dabei geht es mir nicht darum, nach dem Floriani-Prinzip zu sagen: "Bei uns nicht". Ich halte eine Teststrecke prinzipiell für sinnlos. Zumal Pröll schon angekündigt hat, er werde Tempo 160 im Ministerrat verhindern. Wofür brauchen wir eine Teststrecke, wenn Tempo 160 vermutlich ohnehin nicht kommt? Und wenn dieser Versuch Todesopfer fordern sollte, frage ich mich wirklich, wer die Verantwortung dafür übernimmt?

derStandard.at: Befürchten Sie negative Auswirkungen für ihre Stadt?

Köfer: Natürlich auch. Wir bemühen uns seit Jahren für Spittal um das Image einer lebenswerten Stadt. Jetzt wird ganz Österreich dazu eingeladen, auf einem kleinen Abschnitt mit 160 Kilometern pro Stunde durch die Region zu rasen. Das unterstützt nicht unsere Linie, Spittal als Kinderstadt zu positionieren.

derStandard.at: Ist die Strecke Ihrer Meinung nach überhaupt geeignet?

Köfer: Es gäbe in Österreich sicher genügend Autobahnstücke, die besser geeignet wären. Aber natürlich ist es prinzipiell möglich, auf dem Teilstück zwischen Spittal-Ost und Paternion 160 zu fahren. Aber wenn der Gesetzgeber dazu auffordert: "Ab hier fahre bitte 12 Kilometer lang 160," dann wird das natürlich genutzt werden. Unter anderem zum Beispiel von Urlaubern, die schon 1000 Kilometer an Wegstrecke hinter sich haben.

derStandard.at: Andere Landeshauptleute haben sich erfolgreich gegen Teststrecken gewehrt, haben Sie die Teststrecke Haider zu verdanken?

Köfer: Herr Hufnagel vom Innenministerium hat sich am Montag in einer ORF-Diskussion damit gebrüstet, in Kärnten wäre die Einführung der Teststrecke ganz leicht gegangen. Großartig! Uns hat vorher leider niemand nach unserer Meinung gefragt, wir haben darüber aus den Medien erfahren. Es hat übrigens gestern eine Resolution vom Kollegium der Kärntner Landesregierung gegeben, die sich mehrheitlich gegen die Einführung einer Teststrecke ausgesprochen hat. Und auch in der Kärntner Landesregierung sollten Mehrheiten gelten.

derStandard.at: Warum setzt sich Gorbach Ihrer Meinung nach für Tempo 160 ein?

Köfer: Ganz einfach um von anderen, für den Minister unangenehmen Themen abzulenken. Die Suggestivfrage zu stellen und zu sagen: "Wollt ihr schneller fahren?", finde ich sehr bedenklich, wenn nicht schwachsinnig. Da könnte man auch einen dreimonatigen Feldversuch zum Thema "Gratis Falschparken" starten. Die Bevölkerung wäre begeistert, wie auch von der Möglichkeit schneller zu fahren. Wenn 10 Prozent Zustimmung für Gorbach bei der Tempo-160-Geschichte hängen bleiben, ist das schon sehr viel für eine Partei, die aktuell zwei Prozent der Bevölkerung hinter sich weiß.

derStandard.at: Was möchten Sie Hubert Gorbach ausrichten lassen?

Köfer: Ich würde ihm gerne die tausenden E-Mails vorlesen, die ich in den letzten Tagen bekommen habe. (mhe)

"Wir sind keine Raser!" - Stimmen aus der betroffenen Bevölkerung