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Die 213 Jahre alte New York Stock Exchange geht im Zuge der Fusion auch selbst an die Börse.

Foto: AP/Drew
New York - Die 1.366 Mitglieder der traditionsreichen New York Stock Exchange (NYSE) haben am Dienstag nach Börsenschluss mit überwältigender Mehrheit die Übernahme des großen elektronischen Börsenbetreibers Archipelago Holdings Inc. genehmigt. Mehr als 95 Prozent der an der Abstimmung beteiligten NYSE-Mitglieder stimmten für die Transaktion, teilte die weltgrößte Börse mit. Die NYSE wandelt sich von einer ausschließlich von ihren Mitgliedern kontrollierten Organisation in eine Aktiengesellschaft um.

Größter Börsenzusammenschluss

Die Transaktion hat einen Gesamtwert von rund neun Mrd. Dollar (7,64 Mrd. Euro). Es handelt sich um den bisher größten Börsenzusammenschluss. Er bringt die auf den Parketthandel konzentrierte NYSE mit der rasch expandierenden elektronischen Börse Archipelago in Chicago zusammen. Die Archipelago-Aktionäre stimmten am Dienstag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der Übernahme ebenfalls mehrheitlich zu. Auch die US-Wettbewerbshüter haben den Zusammenschluss bereits genehmigt.

Eigener Börsegang

Im Zuge der Fusion geht die 213 Jahre alte New York Stock Exchange damit als einer der letzten großen Handelsplätze auch selbst an die Börse. NYSE und Archipelago werden Tochterfirmen der neu gegründeten Aktiengesellschaft NYSE Group Inc. Die Transaktion soll Anfang 2006 endgültig über die Bühne gehen. Die NYSE-Aktien werden dann unter dem Aktiensymbol "NYX" an der NYSE gehandelt werden.

Jedes NYSE-Börsenmitglied erhält im Zuge der Transaktion rund fünf Mio. Dollar, davon 300.000 in bar und den Rest in NYSE-Aktien. Die Archipelago-Aktionäre wandeln ihre Titel eins zu eins in NYSE-Aktien um. Die NYSE-Mitglieder werden zu 70 Prozent und die Archipelago-Aktionäre zu 30 Prozent an der neuen NYSE-Holding beteiligt sein.

Archipelago war im Dezember 1996 als erster vollelektronischer Aktienmarkt in den USA gestartet.

"Historischer Augenblick"

NYSE-Börsenchef John A. Thain sprach von einem "historischen Augenblick für die New York Stock Exchange", die 1792 in der Wall Street unter einer Plantane von zwei Dutzend Wertpapierhändlern gebildet worden war. Die NYSE könne hierdurch ihre Führungsposition erhalten und ihr Ziel vorantreiben, ein führender "Multi-Produkt-Markt" zu werden. Die Transaktion gebe der NYSE "eine starke Wachstums- und Wertschaffungs-Plattform", betonte Thain. Die NYSE positioniere sich für den Wettbewerb auf globaler Basis. Thain geht von einer weiteren Börsenkonsolidierung aus.

Er will die New Yorker Börse nicht zuletzt besser für den Wettbewerb mit dem amerikanischen Hauptkonkurrenten, der elektronischen NASDAQ-Börse, sowie der Deutschen Börse und Euronext fit machen. An der NYSE sind momentan die meisten der amerikanischen Großkonzerne und viele internationale Großunternehmen notiert. Zukünftig kann die NYSE durch den Archipelago-Zukauf auch NASDAQ- Aktien, Aktienoptionen und Investmentfonds-ähnliche EFTs (Exchange Traded Funds) sowie andere Wertpapiere handeln und weitet damit ihr Angebotspektrum dramatisch aus.

Parketthandel wird beibehalten

Die Fusion ist eine weitere Abkehr vom Präsenzhandel, der auf dem Parkett per Zuruf erfolgt, hin zu einem elektronischen System. Der Parketthandel soll an der NYSE zwar parallel zu dem elektronischen Wertpapierhandel beibehalten werden, er dürfte nach Ansicht von Wall-Street-Experten aber graduell an Bedeutung verlieren, weil viele Wertpapierhändler und Anleger den schnelleren und kostengünstigeren elektronischen Handel vorziehen. (APA/dpa)