Den Geschenkskorb "Goethe" gibt's bei Merkur

www.merkurmarkt.at
+++Pro Von Markus Mittringer

Geschenkkörbe markieren Wendepunkte: Nie werde ich den Tag vergessen, an dem man mir den ersten eigenen beschert hat. Jetzt beginnt die Zeit der Reife, hab ich sofort gewusst, jetzt ist Schluss mit lustig Rumflanieren, mit leichtfertig den Lebensabschnittspartner Wechseln, mit den Gelagen und all den anderen Taten ohne Gott. Jetzt wird die tiefgelegte Harley verschleudert, jetzt muss der Zweisitzer einem zwillingstauglichen Diesel-Van weichen, jetzt ist die Zeit gekommen, endlich sittlichen Ernst walten zu lassen.

Und das alles bloß, weil ich unvorsichtig genug war, in einem kleinen Dorf eine kulturelle Tat zu setzen. Deren Folge war dann eben der Geschenkkorb vom Bürgermeister, voll mit Produkten der durch mich nun leicht volksgebildeteren Region, Produkte, deren Genuss allerdings einen ländlicheren Körper voraussetzt als den meinen: Viel vom Schein fand sich in meinem an langen Winterabenden von voll stalltauglichen Nebenerwerbsbäuerinnen handgeflochtenen Füllhorn. Und was nicht vom Schwein war, war mindestens doppelt gebrannt. Seitdem verschon ich die Gemeindeämter mit Kultur und lebe enthaltsam. Danke Geschenkkorb!

*****


Contra---
Von Wolfgang Weisgram

Im Grunde wäre nichts zu sagen gegen einen Geschenkkorb. Außer vielleicht der Aussicht, einen vom Bürgermeister zu erhalten, eine Aussicht, die spätestens ab dem Achtziger in Quinquenniumssprüngen droht. Aber das ist natürlich kein Argument gegen den Geschenkkorb, sondern eins gegen den Bürgermeister.

Noch in den Sechzigerjahren war die Freude groß, neben den schmackhaften Sardinendosen, dem Kranzl Extra, der Stangen Wiener auch ein Viertel Bohnenkaffee zu finden, das die eben beschenkte Oma in der Handkurbelmühle zu jenem Pulver verarbeitete, das als Brühe den allerbesten Geruch zu produzieren wusste.

Das aber eben ist das Sperrige am Geschenkkorb: dass er so plakativ von gestern ist, Kindheitsblitzlichter in Holzwolle gepackt. Selbst wenn sich die köstliche Leber von der gestopften Gans darin findet, hat er etwas sentimental Fäustlinghaftes. Als käme da die Oma mit Selbst- gestricktem. Wie würde man sich darüber heute noch freuen! Aber wie wenig kann man dem - dem mit der Oma - Glauben schenken! Wenn man selbst sich gerade anschickt, bürgermeisterreif zu werden. (Der Standard/rondo/9/12/2005)