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Laut Jahresbericht der Akademie der Ärzte für 2004 braucht es manchmal bis zu sieben Anläufe für die positive Absolvierung der Arztprüfung.

Foto: AP/Jens Meyer

Die Möglichkeit eine Prüfung beliebig oft zu wiederholen, was sich viele Schüler und Studenten wünschen würden, ist für Jungärzte Realität. In einigen Fällen braucht es bis zu sieben Anläufe, bis die Fragen zu den 25 Fallbeispielen überwiegend richtig beantwortet werden, konstatiert der Jahresbericht der Akademie der Ärzte für 2004.

Ein weiteres Ergebnis: Jungmediziner, die in Wien ihre Prüfung zum Allgemeinmediziner absolvieren, schneiden überdurchschnittlich schlechter ab als Kandidaten aus anderen Bundesländern. Auch bei der Durchfallsquote hält Wien den Rekord: Mit 15,87 Prozent müssen in Wien doppelt so viele Turnusärzte wie im Österreich- Schnitt die Prüfung wiederholen. Die Statistik zeigt außerdem, dass fast ein Drittel der Kandidaten, die beim ersten Antritt negativ waren, auch beim zweiten Mal nicht bestehen. Der Rest rutscht meist gerade noch durch.

Begrenzung der Prüfungswiederholungen

Für Sigrid Pilz, die Gesundheitssprecherin der Wiener Grünen, eine "fatale Situation": Es könne nicht sein, dass "achselzuckend" hingenommen werde, wenn "offensichtlich nicht geeignete Personen" Hausärzte würden. Pilz plädiert – wie auch die Ärzteakademie – für eine begrenzte Zahl von Wiederholungen und andere Sicherheitsmechanismen, die eine durchgehende Qualitätskontrolle garantieren können. "Das ist eine Diskussion, die geführt wird", sagt dazu Thomas Holzgruber von der Wiener Ärztekammer, welche für die Durchführung der Arztprüfungen zuständig ist. Man könne jedoch nicht verantworten, "dass Kandidaten mit einem Durchschnittsalter von 35 Jahren und nach jahrelanger Ausbildung und Praxis von der Berufsausübung abgehalten werden."

Versuch der Problemlösung

Derzeit versucht man mit persönlichen Gesprächen das Problem der hohen Durchfallsrate in den Griff zu bekommen. Die durchgehend schlechteren Leistungen der Wiener Arztkandidaten führt Holzgruber auf "Sprachschwierigkeiten" zurück: Viele Turnusärzte seien Migranten, die mit den Tests nicht zurechtkommen würden. "Ein Strukturproblem", meint hingegen Pilz: "Die Ärzteausbildung in Wien wurde lange vernachlässigt und ist – auch wenn es Verbesserungen gibt – nach wie vor ein Desaster." Es müsse dringend eine umfassende Qualitätsdebatte geführt werden. Dass die Turnusärzte "mit Bürokratie überhäuft" werden und die Ausbildung Mängel aufweist, räumt auch die Ärztekammer ein. (DER STANDARD, Printausgabe, 6.12.2005)