Jugendlicher beim Basteln im Workshop "Kunststück Traumberuf".

Foto: WUK

Durch die künstlerische Beschäftigung mit ihren Berufswünschen sollen Jugendliche mit Handicap zum Träumen aber auch zur Auseinandersetzung mit der Realität gebracht werden.

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"Wir machen heute eine tolle Sache: Träumen. Es geht darum, was wir am Tag träumen, was wir werden wollen", eröffnet Kunsttherapeutin Susanna Friedel die außergewöhnliche Mal- und Bastelstunde der 4a in der Hans Radl Schule in Wien. Ein großer Werkraum, Bastelutensilien, buntes Papier, viele Farben und vor allem eine Klasse mit begeisterungsfähigen SchülerInnen, die mit viel Freude bei der Arbeit sind - das sind die ersten Eindrücke vom Projekt "Kunststück Traumberuf" des WUK faktor i für behinderte Jugendliche. Hofer Ingrid, Projektleiterin des faktor i: "Diese Jugendlichen sind sowieso schon benachteiligt, da ist es wichtig, dass man sie träumen lässt."

"Ich will Automechaniker werden"

Von Anfang an herrscht geschäftiges Treiben an den Tischen der SchülerInnen. Alle arbeiten auf ihre Weise an ihren Kunstwerken. Manche brauchen die Hilfe der BetreuerInnen, andere dulden es gar nicht, wenn ihnen jemand helfen will. Willibald möchte einen Lamborgini basteln: "Ich will Automechaniker werden, weil es mir so gut gefällt Autos auszubauen." Das künstlerische Ergebnis ist eine Collage, die an seinem Traumberuf keinen Zweifel offen lässt. Ein anderer Schüler baut aus Krepppapier, und einem Blatt Papier einen Fallschirm, denn er will später zur Feuerwehr. Auch Raffael weiß ganz genau, was er später beruflich machen möchte: "Computer zerlegen und aufsetzen."

Vom Klassenzimmer in die Berufswelt

Urban Regensburger vom WUK, Trägerverein des faktor i, der Jugendlichen mit Handicap in Berufsfragen zur Seite steht, erklärt das Ziel des Projekts: "Mit diesem Projekt versuchen wir den Übergang von der Schule in die Berufswelt." Dreizehn Jugendliche aus der Klasse mit integrierten schwerer behinderten Kindern nehmen am Workshop teil. Agnes Steffek, die Klassenlehrerin der 4a, zu ihrem Schulalltag: "Wir haben Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf, auch schwerst behinderte Kinder, die oft Einzelbetreuung brauchen. Man muss mit den Erklärungen auch mehrdimensional arbeiten, also nicht nur verbal erklären, sondern vorzeigen und mitmachen."

Unter den Berufwünschen der Jugendlichen finden sich, wie bei allen Jugendlichen, Wünsche wie Schauspieler oder Wrestler, doch Ingrid Hofer, Projektleiterin des WUK faktor i, stellt fest: "Es gibt schon viele Kids, wo ich das Gefühl habe, dass sie von diesen Träumen schon ein bisschen weiter weg sind und sich wirklich auch mehr zu realen Berufen hinbewegen." Dominic will zum Beispiel Koch werden, weil sein Bruder auch Koch ist.

Doch auch die realen Berufswünsche seien für manche noch weit entfernt. "Zuerst geht es um die Frage was träume ich, was will ich und dann darum was ich kann. Meistens kann ich das, was ich gerne mache, auch ganz gut", ist Ingrid Hofer überzeugt. Zu den Stärken der behinderten SchülerInnen zählten Begeisterung, Mitmachen und Kommunikation und das zeigt sich auch im Workshop. Und die Stärken der Jugendlichen sind es, die WUK faktor i durch das Kunstprojekt herausfinden und fördern will

WUK faktor i

Das WUK faktor i versteht sich als Informationsdrehscheibe zum Thema "Arbeiten mit/ohne Handicap". Das Beratungsangebot orientiert sich an den Bedürfnissen der behinderten Jugendlichen und erstreckt sich von allgemeiner Information bis hin zum intensiven Berufsorientierungsprozess im Rahmen des sogenannten Clearings. Clearing ist eine besondere Form der Beratung für Jugendliche und junge Erwachsene von 13 bis 24 Jahren mit sonderpädagogischem Förderbedarf oder einer Behinderung. Sie erfahren dabei von den Möglichkeiten, die es für sie im Berufsleben gibt.

Susanne Novacek, Direktorin der Hans Radl Schule: "Der fakor i wurde uns vom Schulinspektor vorgestellt, wir sind seit zwei Jahren im Kontakt. Auch was nach der Schule mit den Jugendlichen passiert, ist wichtig für uns. Für manche wäre es schlimm, wenn sie "nur" in eine Werkstätte gehen könnten – und dabei unterstützt uns faktor i."