Salzburg - Das altehrwürdige Museum "Mozarts Geburtshaus" hat seit Montag ein neues Gesicht. Die Internationale Stiftung Mozarteum hat den amerikanischen Regisseur und Multimedia-Künstler Robert Wilson beauftragt, das Herzstück ihres Museums umzugestalten. Wilson entwarf für acht Räume in Mozarts Wohnung in der Getreidegasse ein Ausstellungsdesign.

Foto: Stiftung Mozarteum/ © Christian Schneider

Konventionelle Salzburg-Stiche hängen verkehrt herum

Eine Holzpuppe mit Mozarts alterslosem Gesicht eines Oberammergauer Holzschnitzers unter einem neon-blauen Heiligenschein wird das Publikum empfangen.
"Ich gehe eher auf poetische Weise auf Mozarts Geburt ein. Nicht so, wie Historiker oder die Geschichtsbücher es tun, sondern poetisch, wie ein Künstler die Dinge betrachtet. Es ist die poetische Sicht auf den Beginn eines Lebens", so Wilson selbst.

Dann geht es in einen Raum mit klassischen Porträts der Familie, daneben von Wilson selbst designte helle Holzstühle und ein Clavichord, das von selbst spielt.

Foto: Stiftung Mozarteum/ © Christian Schneider

Im nächsten Raum geben Gucklöcher den Blick auf Miniaturen wie Mozarts Haare, Schmetterlinge und allerlei anderes frei, und über den Köpfen...

Foto: Stiftung Mozarteum/ © Christian Schneider

...fliegen blaue Gänse zum Fenster hinaus (der Wirt des benachbarten Gasthauses "Blaue Gans" erklärte bei der Presseführung beflissen seine Unterstützung für das Projekt).

Zwei Räume weiter erschießt ein lebensgroßer Jäger aus Holz knallend einen Papp-Hund auf dem Klavier, und dann gibt es konventionelle Salzburg-Stiche, die verkehrt herum an den Wänden hängen. Am Schluss verlässt eine Mozart-Sängerin die Hinterbühne und tritt ins grelle Scheinwerferlicht einer nicht einsehbaren Bühne der Welt.

Foto: Stiftung Mozarteum/ © Christian Schneider

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"Sich nicht vom Respekt vor Phänomen Mozart versklaven lassen"

Wilson sagte bei der Pressekonferenz, er habe etwas Witziges für alle Leute machen wollen, "schließlich können derartige Museen wie Mozarts Geburtshaus auch schrecklich langweilig sein. Kontrapunkte schützen vor dem allzu Akademischen. Man muss zwar Respekt haben, wenn man sich einem Phänomen wie Mozart nähert, aber man darf sich auch nicht versklaven lassen."

Foto: AP/Martin Schalk

360.000 Euro hat die Umarbeitung des Museums gekostet, die Stiftung rechnet mit etwa 350.000 Besuchern im Mozartjahr. Stephan Pauly, künstlerischer Leiter der Stiftung, sagte, dass die Stiftung ihrem ureigentlichen Auftrag, nämlich das Erbe Mozarts zu erhalten und zu pflegen, auch weiterhin nachkomme.

Foto: Stiftung Mozarteum/ © Christian Schneider

"Aber daneben wollen wir Mozart mit der zeitgenössischen Kunst konfrontieren, und zwar auf allen Ebenen. Angst, unser Publikum damit vor den Kopf zu stoßen, haben wir nicht. Im Gegenteil, bisher haben wir vor allem im Konzertbereich positive Rückmeldungen bekommen. Das Neue macht uns wirklich Spaß." (APA/red)

Foto: Stiftung Mozarteum/ © Christian Schneider