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Kanzlerin Merkel beschwor am Wochenende in München die Geschlossenheit von CDU und CSU. "Wir wissen, dass wir ohne einander nicht auskommen", sagte sie vor 700 Gästen auf der Feier zum sechzigjährigen Bestehen der CSU. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) meinte: "Wir wollen gemeinsam den Erfolg dieser Koalition. Wir wollen gemeinsam den Erfolg der Union."

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Berlin/München - Die Sitzung des CDU-Vorstands dauert den ganzen Tag, der zentrale Tagesordnungspunkt lautet nüchtern: "Wahlanalyse". Wenn die deutsche Kanzlerin Angela Merkel heute, Montag, die CDU-Landesfürsten um sich schart, dann ist die seit der Bundestagswahl so beschworene Einigkeit wohl endgültig passé. Schon am Wochenende ist scharfe Kritik am angeblich zu kühlen Politikverständnis der Kanzlerin laut geworden.

Schmerzhafte Fakten

Die Fakten sind weithin bekannt - und schmerzen viele in der Union immer noch: Obwohl Merkel ein Ergebnis deutlich über 40 Prozent anstrebte, schafften es CDU und CSU bei der Bundestagswahl am 18. September gerade einmal auf 35,2 Prozent - das schlechteste Abschneiden seit 1949.

Die Junge Union forderte daraufhin sofort eine Debatte über Fehler des Wahlkampfes. Doch Merkel wiegelte ab. Parallel zu den Koalitionsverhandlungen wollte sie sich nicht auch noch mit den eigenen Leuten anlegen.

Zunge nicht mehr im Zaum zu halten

Doch nun, unmittelbar vor der "Strategiesitzung", hielten vor allem jene CDU-Politiker, die im März Landtagswahlen haben, ihre Zunge nicht mehr im Zaun. "Mit Wirtschaft, Haushalt und Steuerrecht kann man einen Wahlkampf nur sehr schwer bestreiten. Begeisterung lässt sich so nicht wecken", kritisiert Günther Oettinger, Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Christoph Böhr, CDU-Landesvorsitzender von Rheinland-Pfalz, klagt im Focus ebenfalls: "Um die CDU wieder über 40 Prozent zu bringen, müssen wir in Zukunft weniger betriebswirtschaftlich argumentieren", sondern stärker auf die Gefühle der Menschen eingehen. Ähnlich argumentiert Jürgen Rüttgers, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen: CDU und CSU hätten "das Wahlziel deutlich verfehlt, weil sie zu viel über Flat Tax und zu wenig über Menschen geredet haben".

Merkel selbst beschwor am Wochenende in München die Geschlossenheit von CDU und CSU. "Wir wissen, dass wir ohne einander nicht auskommen", sagte sie vor 700 Gästen auf der Feier zum sechzigjährigen Bestehen der CSU. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) meinte: "Wir wollen gemeinsam den Erfolg dieser Koalition. Wir wollen gemeinsam den Erfolg der Union." (bau, DER STANDARD, Printausgabe 5.12.2005)