Anders als in Warschau, wo Merkel und Polens Ministerpräsident Kazimierz Marcinkiewicz für einen Neustart in den deutsch-polnischen Beziehungen plädierten, knüpfte man in Breslau, polnisch Wroclaw, an die Geschichte an und feierte sie. 1965, mitten im Kalten Krieg, hatte Boleslaw Kominek, der Erzbischof von Breslau, eine revolutionäre Friedensbotschaft an die Deutschen geschickt. "Wir vergeben und bitten um Vergebung." Mit einem vier Meter hohen Denkmal wurde der "Vater der deutsch-polnischen Aussöhnung" in Breslau/Wroclaw geehrt.
Vorsichtige Wortwahl
Während sich in der niederschlesischen Metropole deutsche und polnische Breslauer umarmten und beim anschließenden Stehempfang wieder gemeinsame Pläne für die Zukunft schmiedeten, mussten in Warschau Angela Merkel und Kazimierz Marcinkiewicz jedes Wort vorsichtig abwägen, um nur ja in kein Fettnäpfchen zu treten. Warschau, das bereits seit drei Jahren von Lech Kaczynski, dem designierten Präsidenten Polens, regiert wird, ist denn auch im Investitionsranking der polnischen Städte zurückgefallen. Während Breslau, Posen und Lódz regelrechte Boomzeiten erleben, schreckt die vergangenheitsorientierte offizielle Politik Warschaus künftige Investoren aus dem Westen eher ab.