Eigentlich hätte der Zuschauerraum bei der lokalen Premiere dieser Arbeit, die in München uraufgeführt wurde und in der Londoner "Tate Modern" Furore machte, gesteckt voll mit österreichischen Tänzern sein müssen. Dass dem nicht so war, weist auf die schwer zu durchbrechende Diskursunlust hin.
Elena Giannotti setzt Butchers Pläne in dem schwer zu tanzenden Vierteiler brillant um - als humanoider Projektor bei "Images Every Three Seconds", als Fata Morgana im Film Vanishing Point, als Schattenfigur im Tanzfilm The Hour und auch als Raumvagabundin in Hidden Voices. "Es ist wirklich eine Reise", sagt sie nach der Vorstellung; die Anstrengung steht ihr ins Gesicht geschrieben.
Butchers Minimalismus verzeiht keine Sekunde der Unkonzentriertheit. Jeder Energieabfall würde die Präsenz der in repetitives, spannungsgeladenes Bewegungsmaterial verstrickten Figur verwischen. Doch die Mühe lohnt sich. In den Lichtinstallationen von Charles Balfour navigiert Giannotti in einem metaliterarischen Erzählraum zwischen präziser Strukturiertheit und ebenso genau kalkulierten Brüchen.
In Martin Otters und Rosemary Butchers Film Vanishing Point rhythmisiert sie ihren langen Weg aus dem Nichts einer Ferne zu übergroßer Nähe als Metapher auf die Unerreichbarkeit der Vergangenheit und die Monstrosität der Gegenwart.