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Martin Mittelbach schlug eine neue Richtung am Tegernseerhof ein.

Foto: Weingut Tegernseerhof
"Preise bringen Frohsinn", sagt Martin Mittelbach vom Tegernseerhof in Unterloiben. Im September gab es besonders viel Frohsinn, als Mittelbach für den Grünen Veltliner "Bergdistel 2003" in London vom renommierten britischen Weinfachmagazin Decanter ausgezeichnet wurde - denn "Anerkennung ist immer gut".

Die "Bergdistel" ist eine "Best of Lagen"-Selektion - "nur vollreife Trauben, keine Überreife, keine Botrytis" (Edelfäule; Anm.) - und würde, wäre der Tegernseerhof Mitglied der Vinea Wachau, einem Wein aus der Smaragd-Liga, der kräftigsten Qualitätsklasse, entsprechen.

Dass der Betrieb nicht zur Vinea gehört, liegt daran, dass die Verteilung der Rebflächen von wegen Anteil auf Wachauer Gebiet und anderswo nicht den von der Gemeinschaft geforderten Kriterien entspricht. Was Mittelbach mittlerweile nicht weiter stört, es sei denn, "man vergisst, dass die Wachau auch aus etwas anderem als der Vinea besteht". Aber der Kontakt vor allem unter den Youngsters der Betriebe ("und es gibt viele Spitzenbetriebe in der Gegend") sei eng, daher sehe er überhaupt kein Problem.

Sturm und Drang

Martin Mittelbach ist der Juniorchef des insgesamt 25 Hektar umfassenden Betriebes, von denen sechs im Kremstal liegen. Er hat hat 1995 in Klosterneuburg maturiert, war auf dem Sprung nach Südafrika, hat aber dann doch im Betrieb seiner Eltern begonnen.

"Wenn man jung ist und frisch von der Schule kommt, will man immer viel verändern", erzählt er von seinem Tatendrang. Dabei sei auch einiges schief gegangen. Heute sei er nicht mehr so risikobereit, "aber stehen bleiben ist auch nichts". Im Laufe der Zeit habe er immer mehr Verantwortung übernommen, aber "im Prinzip macht jeder alles".

Dass aus der Auslandpraxis nichts wurde, sieht der Juniorchef heute nicht mehr tragisch. "Sein Terroir lernt man nur zu Hause kennen", so Mittelbach. Andererseits: "Wer sagt, wann ein Wein Terroir hat?" Und: "Was macht einen Loibenberg zum Loibenberg?"

Zu den Änderungen habe die Schule natürlich das ihre beigetragen hätte. Vom Weinstil her seien die Weine "heute sicher körperreicher", so Mittelbach. Eine Besonderheit sei die Linie "creation" - die "Spielwiese", die "bewusst anders" ist. Aber immer so, wie es die Natur hergebe. "Der Restzucker soll saftig-cremig wirken und die Frucht transportieren", so die Idee. (Luzia Schrampf, DER STANDARD - Printausgabe, 3./4. Dezember 2005)