Das Casino in Szombathely und seine neuen Besitzer, die angeblich in einem neuen Sponsoren-Kollektiv der Austria mitmachen wollen, sind ein treffendes Beispiel der Unsicherheiten und Chancen im Zuge der Ostöffnung und wirtschaftlichen Harmonisierung des EU-Raumes. Frank Stronach war der erste große Privatunternehmer im österreichischen Fußball, der so wie das ganze Land bis vor rund 25 Jahren eine quasi-staatliche Unternehmung darstellte. Mit Bruno Kreisky begann der Paradigmenwechsel von der Staatsbetriebsideologie zur Privatisierung, in manchen Sektoren wird das mittlerweile übertrieben, im Fußball besteht aber noch Aufholbedarf.

Stronach wird sich nicht nur am Fußball weiter beteiligen wollen, wenn auch nicht mehr als Austrias Betriebsführer und Bundesliga-Präsident. Er wird ein Unternehmer in einer wachsenden Zahl von Unternehmern sein, die den Fußball wie andere Sektoren des öffentlichen Lebens in Österreich als Business-Plattform nutzen. Das neue Gewerbegebiet in Rothneusiedl erweckt - mit oder ohne Stadion - nicht nur Stronachs Appetit. Wenn der litauische Turbo-Kapitalist Wladimir Romanow in den schottischen Fußballverein Hearts of Midlothian in Edinburgh am Rande Europas Geld pumpt, gibt es keinen Grund, warum ein Wiener Klub mit einer von Unternehmern und Politikern prall gefüllten Mitgliederliste nicht ein lohnendes Ziel sein sollte.

Stronach geht nicht, er wechselt bloß seine Rolle. Die Austria wird die neuen Geldgeber genau prüfen, und sie hat die einmalige Chance, das Gesetz des Handelns zurückzugewinnen, das sie für Stronachs Millionen aufgab. Das nennt man wachsen und erwachsen werden. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 2. Dezember 2005, Johann Skocek)