Während ein neues Medikament vor seiner Zulassung zwei Jahre lang an Versuchstieren getestet werde, gebe es derzeit keinen Test für gentechnisch veränderte Pflanzen, der länger als 90 Tage dauere, sagte Seralini auf der Konferenz, zu der das Freiburger Öko-Institut, die Umweltschutzorganisation Greenpeace und das Schweizer Blauen-Institut eingeladen hatten.
Der italienische Genetikprofessor Marcello Buiatti kritisierte die aktuellen Testmethoden als "veraltet und überholt". Die Wissenschaft, in der die Risikoforschung derzeit mehr und mehr zum Thema werde, verfüge inzwischen über Erkenntnisse, mit denen die Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen wesentlich besser abzuschätzen seien. Diese neuen Testmethoden seien derzeit aber gar nicht vorgeschrieben, sagte Buiatti.
Sein ungarischer Forscherkollege Arpad Pusztai warf der Politik vor, die Risikoabschätzung für Mensch und Natur aus Kostengründen zu vernachlässigen. Es gebe "leider keinen politischen Willen", in dringend benötigte standardisierte Testverfahren zu investieren. Zugleich steige wegen des laxen Umgangs mit der Gentechnik das Risiko für den Menschen, an Stoffwechselkrankheiten, Krebs oder Allergien zu erkranken, erklärten die Wissenschaftler.
Der Greenpeace-Gentechnik-Experte Christoph Then nannte die Risiken für die Bevölkerung durch die grüne Gentechnik "nicht vertretbar". Den neuen Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) forderte er auf, sich bei dem Treffen mit seinen EU-Kollegen am Freitag in Brüssel für einen Zulassungsstopp von genveränderten Pflanzen und Lebensmitteln stark zu machen, solange die Risiken nicht geklärt seien. "Wir erwarten von der neuen Bundesregierung ein klares Votum für die Umwelt und die Verbraucher", erklärte Then.