Bild nicht mehr verfügbar.

"Schriftlich wurde noch nichts festgelegt, aber das ändert nichts"

Foto: APA/AP/Punz
Michael Häupl sieht die Austria in fünf Jahren als Abo-Meister. Dass Frank Stronach ein neues Stadion mitfinanziert, ist für ihn gewiss. Mit dem Bürgermeister von Wien sprach Sigi Lützow.

Standard: Selbst Kritiker von Frank Stronach sind schockiert über seinen Ausstieg bei der Wiener Austria. Sie auch?
Michael Häupl: Schockiert nicht, etwas überrascht schon. Ich habe das für eine überzogene Reaktion gehalten, aber es ist, wie es ist.

Standard: Wurde Stronach durch die andauernde Kritik zu diesem Schritt bewogen?
Häupl: Die Form der Kritik ist nur ein Teilaspekt seiner Entscheidung gewesen. Ich habe dafür Verständnis, dass für jemanden, der so hohe Summen investiert, Undank schmerzhaft ist. Die Kritiker haben keine Alternativen auf den Tisch gelegt. Das, was da geboten wurde, war nicht nachvollziehbar oder nur blamabel.

Standard: Was war nicht nachvollziehbar, was blamabel?
Häupl: Blamabel war der Auftritt am Sonntag im Fernsehen. Da wurde ein in Konkurs befindliches Glücksspiel-Unternehmen als möglicher Sponsor präsentiert. Ich habe bisher kein Glücksspiel-Unternehmen gekannt, das in Konkurs gegangen wäre. Andere Vorschläge werden in Ruhe von der jetzt eingesetzten Kommission geprüft.

Standard: Was bleibt von Stronach im Fußball übrig?
Häupl: Die Akademie, sein Engagement bei den Austria-Amateuren. Und das Stadion in Rothneusiedl bauen wir.

Standard: Frank Stronach ist beim Stadionbau dabei?
Häupl: Ja, wir haben darüber Einigung erzielt. Wir machen das zusammen.

Standard: Wann wurde diese Einigung erzielt, gibt es sie auch in schriftlicher Form?
Häupl: Das ist in den letzten Tagen passiert. Schriftlich wurde noch nichts festgelegt, aber das ändert nichts.

Standard: Könnte es sein, dass Stronach auch im Profibereich der Austria weiter macht?
Häupl: Abwarten. Ich möchte da Bruno Kreisky zitieren. Bevor man zur Versöhnung schreitet, muss man alle Gemeinheiten ausgetauscht haben. Stronach war für manche eigenartig, aber er ist ein schlauer Mensch, einer, der auch aus seinen Fehlern lernt.

Standard: Wann haben Sie Stronach kennen gelernt?
Häupl: Vor seinem Einstieg in den Fußball. Er wollte in Wien eine Pferderennbahn bauen. Das war innovativ, aber nicht machbar. Als er sich für Fußball interessierte, hat sich auch der violette Teil meines Gehirns eingeschaltet.

Standard: Welcher war für Sie der beglückendste Moment seiner Ära, welcher der bitterste?
Häupl: Der Titel hat mich beglückt. Den Rathausplatz in Violett zu tauchen, war wunderbar. Über den anderen Moment will ich nicht reden.

Standard: Wo sehen Sie die Austria in fünf Jahren?
Häupl: Ich sehe sie als Abonnementmeister, wenngleich das auch nicht alles sein sollte. Ich rechne ja damit, dass es innerhalb von zehn Jahren zu einer Europaliga kommen wird, an der nur ein österreichischer Klub teilnehmen kann. Das soll, so sehr es mir für Rudi Edlinger und Rapid leid tut, die Austria sein. (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 2. Dezember 2005)

ZUR PERSON: Michael Häupl (56) ist auch Vorsitzender des Kuratoriums der Austria.