Wien - Die Banken werden die heutige Euro-Leitzinserhöhung bald auf die Kreditzinsen umlegen, bei den Sparzinsen sei eine Zinserhöhung vielfach bereits im Oktober vorweg genommen worden, heißt es bei österreichischen Instituten. Neu angehoben werden die Kapitalsparzinsen bei der Erste Bank.

Die größte Bank in Österreich, die zur UniCredit-Gruppe gehörende Bank Austria Creditanstalt (BA-CA), "macht einen Zinsschritt", wie gegenüber der APA angekündigt wurde. Im Neugeschäft steigen die Kreditzinsen bei der BA-CA per 6. Dezember um durchwegs einen Viertel-Prozentpunkt.

So kostet ein variabler Privatkredit bei der BA-CA dann ab 5,875 Prozent, für ein Jahr fix verlangt die Bank künftig 4,25 Prozent. Wohnkredite (ohne Grundbuch) liegen dann bei Spitzenbonität bei 5,125 Prozent, mit Grundbuch bei 3,5 Prozent Verzinsung.

Der Tipp der Bank Austria an die privaten Kreditnehmer: Wer in seiner "Finanzierungsentscheidung" schon sehr weit sei, sollte am besten noch vor dem 6. Dezember seinen Kreditvertrag abschließen.

Sparzinsen bleiben unverändert

Vorerst nichts tut sich bei der BA-CA bei den Sparzinsen. Dort habe man bereits im Oktober angehoben. So wurde etwa der Zinssatz für ein einjähriges Kapitalsparbuch um einen Viertel-Prozentpunkt auf 2 Prozent erhöht. Man habe hier die EZB-Zinsentwicklung vorweg genommen, werde in den nächsten Tagen und Wochen aber den Markt beobachten, so der Sprecher.

In der Österreichischen Volksbanken AG (ÖVAG) wird bei den Sparzinsen ebenfalls auf eine vorgezogene Runde im Oktober verwiesen. Auch die ÖVAG hat einjährige Kapitalsparbücher seither schon um 0,25 Prozentpunkte höher verzinst. Ob sich in den anderen Kategorien etwas tut - etwa bei täglich fällig - hänge davon ab, wie nachhaltig die Euro-Zinsentwicklung jetzt ist.

"Überzeugt sind wir nicht", heißt es in der ÖVAG zur APA. Abwarten wollen die Volksbanker bei den Krediten. In zwei bis drei Wochen wisse man mehr. In der Praxis bildeten sich auch die Privatkredite nach dem Euribor-Satz und einem bonitätsabhängigen Aufschlag, womit das Rating an Bedeutung gewonnen habe, wenngleich in der breiten Öffentlichkeit die EZB-Entscheidungen stärker ins Auge fielen. "Ist der Trend nach oben nachhaltig, so werden Spar- und Kreditzinsen wohl parallel laufen."

RLB NÖ-Wien erhöht Sparzinsen, Kredite später

Ab Ende nächster Woche wird auch die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien (RLB NÖ-Wien) einige Sparzinssätze anheben. Die Kreditzinsen werden nach der heutigen Leitzinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) gerade neu kalkuliert, mit Entscheidungen über neue Zinssätze ist bei den Ausleihungen in zwei bis drei Wochen zu rechnen, teilte die Bank am Nachmittag mit.

Das bestehende "Stufenzinssparbuch" wird höher verzinst. Der Höchstzinssatz wird hier ab dem 9. Dezember 3,5 Prozent betragen. Im Durchschnitt werde der Zinssatz hier auf 2,66 Prozent angehoben, derzeit liege der durchschnittliche Zinssatz beim Stufenzinssparbuch bei 2,326 Prozent.

Zusätzlich bringt die RLB NÖ-Wien ein neues Sparprodukt, ein 24-Monate-Sparbuch mit einem Zinssatz von 2,375 Prozent auf den Markt.

Bawag hat im November erhöht

Die Bawag P.S.K. hat, inmitten der Refco-Debatte medial kaum registriert, am 10. November schon Zinssätze für einzelne Sparprodukte angehoben. Für weitere Schritte auf der Einlagenseite wird jetzt einmal "beobachtet, was der Markt macht". Aktuell nichts vor habe man bei den Kreditzinsen, sagte ein Sprecher auf APA-Anfrage. Aber auch dazu beobachte man, welche Auswirkungen der jetzige Euro-Zinsschritt der EZB in den nächsten Wochen zeitige.

Vor mehr als zwei Wochen hat die Gewerkschaftsbank einige Zinssätze von Kapitalsparbüchern angehoben. So gibt es seither auf neu eröffnete dreijährige Kapitalsparbücher 2,5 Prozent (einen Achtel-Prozentpunkt mehr als früher), und neu aufgelegt wurde ein 5-jähriges Kapitalsparbuch, mit 2,75 Prozent verzinst.

Erste Bank: Bis 0,5 Prozent mehr für neue Sparbücher

Für neu eröffnete Kapitalsparbücher hebt die Erste Bank - nach einer langen Zeit "extrem niedriger" Sparzinsen - nun die Zinsen an, im einjährigen Bereich stärker als die EZB ihren Leitzinssatz angehoben hat.

So verzinst die Erste Bank neue Kapitalsparbücher mit 12-monatiger Bindungsfrist ab dem 6. Dezember mit 2,25 Prozent (alter Zinssatz: 1,75 Prozent). Für 36 Monate gibt es 2,625 Prozent (alter Zinssatz 2,25 Prozent), und für 60 Monate laufende Kapitalsparbücher gibt es bei Neueröffnungen 2,875 Prozent (alt: 2,75 Prozent).

Bei den Kreditzinsen tut sich in der Erste Bank vorerst nichts. Ein Großteil der Kundenkredite werde ohnedies nach der so genannten Zinsgleitklausel verrechnet und hier gibt es für Neu- bzw. Altkredite Stichtage (15. Dezember, 1. Jänner). An diesen Stichtagen werde sich aber auch nichts ändern, heißt es in der Erste Bank zur APA. (APA)