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Walther von der Vogelweide auf einer Silber-Gedenkmünze

Foto: APA/Münze Österreich
Wien - Neues Licht auf die ungeklärte Herkunft des mittelalterlichen Dichters und Minnesängers Walther von der Vogelweide wirft eine Studie des Wiener Privatforschers Walter Klomfar. Walther könnte demnach aus dem Waldviertel (Niederösterreich) stammen und nicht aus Südtirol, der Schweiz, Böhmen oder Deutschland, wie vielfach behauptet. Die Studie wurde in den "Sitzungsberichten" der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) veröffentlicht.

Wissenschafter suchen schon seit Jahrhunderten nach der Heimat und Herkunft Walthers von der Vogelweide. Zahlreiche Orte aus Südtirol, Deutschland, Böhmen und der Schweiz beanspruchten in der Vergangenheit, Herkunftsort Walthers von der Vogelweide zu sein. Ein schriftlicher Nachweis existiert bis heute nicht.

Historische Karte

Ausgangspunkt der Forschungen Klomfars war Walthers eigene Aussage, wonach er "in Österreich singen und sagen lernte". Zu seiner Zeit wurden im Wesentlichen das heutige Wien und Niederösterreich als "Österreich" bezeichnet, so dass Herkunftsorte außerhalb dieses Gebiets auszuschließen sind, so der Experte. Bei seinen Recherchen stieß Klomar auf eine historischen Karte, die von Mönchen des Stiftes Zwettl im 17. Jahrhundert im Rahmen einer juristischen Auseinandersetzung angefertigt worden war. Darauf ist östlich eines Dorfes namens "Walthers" eine Gegend als "Vogelwaidt" mit zugehörigem Hof eingezeichnet.

Das Dorf ist heute verödet, dennoch konnte ein in der alten Karte eingezeichneter Brunnen zum Nachweis der Qualität der Karte wieder ergraben und rekonstruiert werden, so Klomfar. Aus verschiedensten Quellen aus niederösterreichischen Archiven konnte der Wissenschafter auch die Besitzgeschichte dieses Gebiets teilweise rekonstruieren und das Vorhandensein des Namens Walther nachweisen.

Dass Walther eine gute musikalische und literarische Ausbildung genossen haben muss, steht bei Experten außer Frage. Nach Klomfars Darstellung könnte diese Ausbildung in Stift Zwettl erfolgt sein, das sich in der Nähe von "Walthers" befindet.

Schlüsse aus der "Alterselegie"

Aus der "Alterselegie" des Minne-Sängers geht hervor, dass er offensichtlich lange Zeit nicht in seiner Heimat gewesen ist, und diese dann völlig verändert vorfand. Für den Wissenschafter könnte dies ein Hinweis auf große Rodungen in der Zwettler Gegend sein, die nachweisbar um 1200 stattgefunden haben. Aus der Alterselegie lässt sich auch schließen, dass Walther von der Vogelweide aus einer Region gekommen sein musste, die abseits der zentralen mittelalterlichen Verkehrswege gelegen war.

Klomfars Recherchen und seine Theorie wurden nun in einer Publikation von Helmut Birkhan, Professor am Institut für Germanistik der Universität Wien, mit dem Titel "Der 800jährige Pelzrock - Walther von der Vogelweide, Wolfger von Erla - Zeiselmauer" veröffentlicht. Es handelt sich dabei um einen Band der Sitzungsberichte der ÖAW. (APA)