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In den Verhandlungen um den Verkauf soll Freitag eine Entscheidung fallen.

Foto: APA/Pfarrhofer
Wien - In den Verhandlungen rund um eine mögliche Weiterführung des insolventen Tiefkühlkostproduzenten Austria Frost wird heute eine Entscheidung erwartet. Derzeit laufen die Verhandlungen über die Zukunft des Werks in Großenzersdorf auf mehreren Ebenen. Einige Bieter sind noch im Rennen.

In die zähen Verhandlungen um die Fortführung des Pleite gegangenen Austria Frost-Werks im Marchfeld kam gestern eine neue Variante ins Spiel. Sollte kein Käufer gefunden werden, der das Werk weiter betreiben will, wäre auch noch eine Auffangfirma eine "Option", sagte der Wiener Rechtsanwalt Georg Unger, der im Konkursverfahren 240 Bauern vertritt, am Donnerstag im Gespräch mit der APA.

SPÖ-Wirtschaftssprecher Johann Moser forderte am Donnerstag von der Regierung die Wiederbelebung der früheren staatlichen Pleitenholding GBI. Die GBI soll das Werk übernehmen und dann weiterverkaufen, so Moser.

Vermutlich drei Bieter im Rennen

Im Rennen sind dem Vernehmen nach noch drei Bieter, was Stapf weder bestätigen noch dementieren möchte. Zwei davon sind unter Umständen zur Fortführung des Werks bereit, einer will nur noch die Vertriebslogistik fortführen und das Gemüse anderswo zukaufen. An letzterer Lösung sind die Landwirtschaftsbetriebe mit rund 500 Bauern und Erntehelfern ebenso wie die 320 Mitarbeiter des Werks naturgemäß nur wenig interessiert - zumal dadurch zwar ein Teil der ausständigen Zahlungen wieder eingebracht würde, ihnen damit aber ein wichtiger Kunde bzw. der Arbeitgeber abhanden käme.

In der Sitzung des Gläubigerausschusses, der am kommenden Montag tagt, haben die Bauern und die Arbeitnehmer allerdings nur zwei von voraussichtlich sechs Stimmen: Neben den beiden Interessengruppen sitzen dort auch die Kreditschutzverbände KSV und AKV, die Finanzprokuratur und als Anlageneigentümer die VA Tech, die in erster Linie an einer hohen Rückzahlungsquote interessiert sind. Bauern-Rechtsanwalt Unger hofft dennoch, dass "das primäre Interesse des Gläubigerausschusses der Fortführung des Werkes gelten wird".

Plädoyer für eine Fortführung

Auch der KSV hatte erst am Mittwoch für eine Fortführung des Werkes plädiert. KSV-Insolvenzexperte Michael Schütz betonte aber am Donnerstag: "Wenn sich keine finanzielle Basis finden lässt, kann ich auch keinen Käufer aus dem Hut zaubern. Wir sollten sehen, dass das Unternehmen rasch verkauft wird. Ewig können wir das Werk nicht selbst weiter führen", so Schütz zur APA.

Die Verhandlungen mit den Bietern und den Liegenschafts- und Anlageneigentümern VA Tech/Siemens und Immorent verlaufen laut Masseverwalter "nach wie vor schwierig". Ein gemeinsamer Nenner sei "noch immer in weiter Ferne", so Stapf am Donnerstag. Es gebe aber intensive Gespräche - auch zwischen VA Tech und dem früheren Werkseigentümer Unilever, der ebenfalls eine finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt hatte. Am Freitag soll es aber auf jeden Fall "eine erste Entscheidung geben".

Auffanggesellschaft

Überlegungen zur Gründung einer im Fachjargon NewCo genannten Auffanggesellschaft wollte der Masseverwalter noch nicht kommentieren. Zunächst wolle man sich bemühen, mit einem Bieter eine Lösung zu finden. "Wenn das nicht geling, werden wir uns aber natürlich andere Lösungen überlegen", sagte Stapf.

SPÖ-Wirtschaftssprecher Moser übte unterdessen scharfe Kritik an der Regierung. "Die Regierung schläft", meinte Moser, obwohl um über 800 Arbeitsplätze in der Region Marchfeld gehe. Die frühere Pleitenholding GBI (Gesellschaft des Bundes für Industriepolitische Maßnahmen), die Moser seinerzeit als Geschäftsführer leitete, wäre seiner Meinung nach "ein geeignetes Instrument", um das Werk aufzufangen.

Die GBI habe seinerzeit rund 1.000 Arbeitsplätze gerettet und durch den anschließenden Verkauf der Firmen etwa 35 Mio. Euro verdient. Die Mantelgesellschaft sei im Infrastrukturministerium von Vizekanzler Hubert Gorbach nach wie vor vorhanden und könnte jederzeit reaktiviert werden, so der SPÖ-Abgeordnete. (APA)