"Everybody Wants To Rule The World"

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Schurken, die die Welt beherrschen wollen, gab und gibt es genug - zum Beispiel Alexander den Großen, der sein müdes Heer bis nach Indien peitschte, um sich dort als Gott anbeten zu lassen, oder Donald Rumsfeld, dessen Truppen noch in der entlegensten Weltecke in einem Erdloch auf den Marschbefehl warten. Die Weltgeschichte ist ein einziger Machtkampf, Groß gegen Klein, Nord gegen Süd, Rechts gegen Links, Bush gegen Bin Laden, Burger King gegen McDonald's, jeder gegen jeden - bis einer die Welt regiert oder wenigstens ein kleines bisschen mehr davon als zuvor. Selbst so ein friedliches Land wie die Schweiz bringt mit Roger Federer einen Dominator der Tennisplätze hervor. Aber haben Tears For Fears trotzdem Recht? Will jeder die Welt regieren, wie sie in ihrem Hit behaupten? Wirklich jeder?

Ein Blick aufs politische Führungspersonal scheint die These zu bestätigen. Angela Merkel will nicht nur - sie wird in wenigen Jahren die Welt regieren. Doch einen gibt es da oben, der aller Welt gerade bewiesen hat, dass er sie eben nicht regieren will. Der sich in vorbildlicher Selbstbescheidung auf die Pflege seiner angestammten Scholle konzentriert: Edmund Stoiber, der silberhaarige Zauderer, der Schmerzensmann von Wolfratshausen. Oft ist er in den vergangenen Wochen verspottet worden, tatsächlich kann er nicht genug dafür gelobt werden, in Berlin auf die Macht verzichtet zu haben. Zusätzliches Lob hätte er freilich verdient, würde er in Bayern dasselbe tun. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.12.2005)