Venaus/Rom - Im Susatal im Nordwesten Italiens nehmen die Proteste gegen den Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke Turin-Lyon drastische Formen an. Auf die Besetzung einer Tunnelbaustelle in Venaus durch 1200 Polzisten reagierte die Bevölkerung mit einer Blockade von Autobahn und Staatsstraße.Barrikaden gegen Polizeifahrzeuge

In Venaus errichteten die Dorfbewohner Barrikaden gegen Polizeifahrzeuge. Die Mitglieder des Petitionsausschusses im EU-Parlement, Michael Cashman, Carlos Iturgaiz und David Hammerstein, wurden am Betreten der Baustelle gehindert, der italienische Europarlamentarier Vittorio Agnoletto durch Fußtritte verletzt.

Asbesthaltiges Gestein

Der Präsident der Berggemeinschaft Susatal, Antonio Ferrentino, protestierte gegen die "militärische Besetzung des Tals". Die ganze Nacht zum Mittwoch wurde die Baustelle von mehreren Hundert Demonstranten belagert. Nach Tagesbeginn wuchs deren Zahl auf 15.000 an. Sie wollen den Bau des 53 km langen Tunnel durch radioaktives und asbesthaltiges Gestein "um jeden Preis" verhindern.

Die Bürgermeister des Tals forderten die "sofortige Einstellung aller Arbeiten." Die EU-Beauftrage Loyola De Palacio sicherte zu, das Projekt von zwei unabhängigen Experten prüfen zu lassen. EU-Verkehrskommissar Jacques Barrot versicherte, der Bau sei zwar dringlich, aber man sei in Brüssel dialogbereit. (Gerhard Mumelter, DER STANDARD 1.12.2005)