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Das Foto zum Abu Ghraib-Skandal

foto: ap/Courtesy of The New Yorker

Haj Ali al-Qaisi: "Offenbar nimmt Österreich viel Rücksicht auf amerikanische Interessen".

foto: datum

Wien/Bagdad – Er hätte als einer der letzten Gäste auf der Couch von Vera Russwurm Platz nehmen sollen, um über seine Erfahrungen als Folteropfer im berühmt-berüchtigten Gefängnis Abu Ghraib zu berichten. Warum es nicht dazu kam, berichtet das Monatsmagazin "Dat um" in seiner Freitag erscheinenden Ausgabe.

Haj Ali al-Qaisi, der angibt, der "Mann mit der Kapuze" zu sein, dessen Foto im Zuge des Skandals um die von US-Soldaten durchgeführte Folter in Abu Ghraib weltweit Berühmtheit erlangte wurde von der österreichischen Botschaft in Jordaniens Hauptstadt Amman – auf Ratschlag der Fremdenpolizeibehörde des Innenministeriums – das Visum verweigert. Begründung: "Fremdenpolizeiliche Bedenken", was von Seiten des Innen- und des Außenministeriums gegenüber derStandard.at bestätigt wurde. Die Produktionsfirma mediavilm, die auch für "Vera" arbeitete, hatte ihn schon Anfang Oktober nach Österreich eingeladen.

"Enttäuscht und schockiert"

Im Interview mit "Datum" zeigt sich al-Qaisi heute "immer noch enttäuscht und schockiert" über die Behandlung durch die österreichischen Behörden: "Wo ich herkomme, glauben die Menschen, Österreich sei ein Land der Freiheit und der Menschenrechte, offenbar ist dem nicht so." Warum ihm die Einreise verweigert wurde, erklärt sich al-Qaisi so: "Offenbar nimmt Österreich viel Rücksicht auf amerikanische Interessen, sonst kann ich mir das nicht erklären." Sein Ziel sei es gewesen, nach Europa zu kommen und "seinen Völkern etwas über die Zustände in irakischen Gefängnissen zu erzählen."

Ex-Baath-Funktionär

Al-Qaisi, ein Ex-Funktionär der Baath-Partei von Saddam Hussein, war vor der US-Invasion im Irak Bürgermeister des nahe Abu Ghraib gelegenen Dorfes Al Madifai. Nach eigenen Angaben leidet er seit der Folter in Abu Ghraib unter Schlafstörungen und Panikanfällen. Außerdem sei seine linke Hand noch immer "krank", was er auf die Stromschläge, die er während der Folter zu spüren bekam, zurückführt. Er unterhält heute eine Organisation namens "Vereinigung der Opfer von US-Besatzungsgefängnissen" mit Sitz in Amman. (red)