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Foto: APA/Hauptmann
Wien - Zum idyllischen Lebensabend in ein Haus am Schafberg hat Willi Resetarits sein Alter Ego Kurt Ostbahn Ende 2003 in die Pension geschickt. Ein Lebenszeichen von dort gibt es am kommenden Freitag: Dann erscheint "Höchste Zeit" (Universal), ein Album mit Liveaufnahmen aus dem Ostbahn-Abschiedsjahr 2003 im Gasthaus Quell. Die Songs der CD enthalten die letzten noch unveröffentlichten Texte des 2000 verstorbenen Ostbahn-Erfinders Günter Brödl, deren Bannung auf Tonträger eines der Vorhaben im "Ostbahn-Jahr 2003" war, wie Resetarits schildert.

Dass Kurt Ostbahn eine Wiener Legende ist, braucht nicht extra erwähnt werden. Teil des Ostbahn-Konzepts waren immer auch die Legenden und Storys um den Charakter herum - ein Prinzip, das auch bei "Höchste Zeit" eingehalten wurde, mit einer in mehreren Aussendungen entwickelten Story um eine "verschwundene" Festplatte, auf der die "Quell"-Sessions enthalten waren, für diese angebotenes Lösegeld und einer glücklichen "Rückkehr" der Aufnahmen. "Es waren immer 50 Prozent Wahrheit und 50 Prozent Erfindung", so Resetarits. "Man wäre ungeschickt, wenn man verraten würde, was was ist". Ein hundertprozentiger Lügner sei ja leicht zu durchschauen - "man braucht alles nur um 180 Grad umdrehen".

Live-Album von zwei Abenden

Die Aufnahmen auf dem Album "Höchste Zeit - ein Abend im Gasthaus Quell" stammen eigentlich von zwei Abenden im Jahr 2003: Am ersten habe es "Textfehler" gegeben, weil "ich so einen Durscht gehabt habe", schmunzelte Resetarits. Die kurzen Reden zwischen den Songs jedoch waren großteils launig genug, um den Weg auf die CD zu finden. Diese weist insgesamt einen sehr ausgeprägten Live-Charakter auf, mit langen Gesprächspausen zwischen den Songs und perfektem Sound, wenn die Musik mal losgeht.

Die Texte sind auch von der Stimmung her sehr bluesig - ein trauriger Abschied vom Kurt? "Traurig und lustig zugleich. Wir haben auch viel gelacht". Von dem Ostbahn-Charakter hat sich Resetarits "schon längst und in Freundschaft" getrennt - wenn auch nicht alle Fans das mitvollzogen hätten, was immer noch zu "Verwirrungen" führt.

Gründe für die "Pensionierung"

Neben dem plötzlichen Tod des Ostbahn-Schaffers Brödl war auch ein Grund für die "Pensionierung", dass neben dem Integrationshaus auch andere Projekte von Resetarits mehr Raum verlangten - etwa die "Stinatz-Lieder", die "Pannonical" genannten Musicals in Oberwart mit Christian Kolonovits oder auch Resetarits' H. C. Artmann-Interpretation. "Die Spielorte sind jetzt kleiner - und das mag ich auch so", so Resetarits. Die erhöhte Aufmerksamkeit, die der Herr Ostbahn generiert hatte, geht Resetarits nicht ab - am wenigsten die viele Eigenwerbung und Öffentlichkeitsarbeit, die mit der Berühmtheit einhergeht. War der Kurt Ostbahn zu berühmt? "Das hat natürlich Grenzen. Aber an diese Grenzen sind wir schon gestoßen". So manche Fans begleiten Resetarits bereits seit "Schmetterlinge"-Zeiten.

Für die Kurt Ostbahn-Fans gibt es jedenfalls noch Hoffnung, dass der Doktor der Önologie vom Schafberg noch ein letztes Mal herabsteigt: Denn aufwendig gemachte Filmaufnahmen von den zwei Abschiedskonzerten auf der Hohen Warte vom Juli 2003, von denen drei Live-CDs erschienen sind, liegen noch in den Archiven der Plattenfirma. Doch deren Erscheinen als DVD sei bisher als zu teuer abgelehnt worden. "Ich hätte gar nichts dagegen, wenn die das veröffentlichen", so Resetarits. (APA)