Mit Ablehnung reagierten am Dienstag Wiener ÖVP und Grüne auf die Pläne der SP-Stadtregierung, ab Jänner eine neue Sprachförderung für Kinder umzusetzen. Die SPÖ "schmückt sich mit fremden Federn", konstatierte VP-Mandatar Wolfgang Aigner in einer Pressemitteilung. Grünen-Bildungssprecherin Susanne Jerusalem hingegen beklagte einen "bedauerlichen Rückschritt".

"Hochpreispolitik"

Die SPÖ-Regierung setze mit ihrem Programm nur um, was im Rahmen der Bildungsreform des Bundes beschlossen worden sei, so Aigner. Ein integrativer Akzent werde im vorschulischen Bereich jedoch nicht gesetzt. Wegen der "Hochpreispolitik der Wiener Kindergärten" seien viele Kinder vom Besuch ausgeschlossen. Mit dem ÖVP-Konzept des kostenlosen letzten Kindergartenjahres hätte die sprachliche Frühförderung schon längst umgesetzt werden können, so Aigner.

"Selektionssystem"

Jerusalem wandte sich gegen das Grundprinzip, Kindern mit Sprachdefiziten bei der Schuleinschreibung einen Kursbesuch vor Schulbeginn anzubieten. "Zuerst wurden die positiven integrativen Maßnahmen weggekürzt, und jetzt ersetzt man sie durch ein diskriminierendes Selektionssystem", klagte sie. Es gehöre schon "viel Ignoranz" dazu, Kinder über ihre Defizite zu definieren, statt ihre Stärken hervorzuheben. Jerusalem forderte stattdessen eine Kombination aus Team-Teaching, Begleitlehrern, muttersprachlichem Unterricht und interkulturellem Lernen an den Schulen. (APA)