Frankfurt - Die Europäische Zentralbank (EZB) will einem Finanz-Agenturbericht zufolge nach der erwarteten ersten Zinserhöhung am Donnerstag den Leitzins nur noch wenig weiter anheben.

"Die Zinserhöhungen werden ab jetzt sehr gering und sehr, sehr vorsichtig sein", zitierte die Nachrichtenagentur "Market News International" (MNSI) am Dienstag einen hochrangigen Vertreter der EZB.

"Jedes Mal, wenn wir uns treffen, werden wir die neuesten Daten anschauen und und entsprechend anpassen." Es sei nicht damit zu rechnen, dass die EZB den Leitzins von zwei Prozent bei einer Änderung um mehr als 25 Basispunkte anhebe. Auf jeden Fall werde die EZB nicht wie die US-Notenbank Federal Reserve agieren, die schon bei der ersten Zinserhöhung Mitte 2004 klargemacht hatte, dass eine längere Serie regelmäßiger Anhebungen folgen würde.

Diesem Zentralbanker zufolge wird sich die EZB genau so verhalten wie es die meisten Analysten derzeit erwarten: "Ich schätze, der Zins wird bis Ende nächsten Jahres auf 2,50 bis 2,75 Prozent steigen." Die Zentralbank wolle die Konjunkturerholung nicht in Gefahr bringen.

Kein Automatismus

Ein anderer nicht namentlich genannter EZB-Insider wollte sich nicht so weit festlegen. "Es gibt keinen Automatismus", zitierte MNSI diesen. Der EZB-Rat werde Sitzung für Sitzung neu auf Basis der aktuellen Daten entscheiden. Die Märkte sollten nach dieser Woche vorerst nichts weiter erwarten.

Der EZB-Rat habe sich bei der zweiten Sitzung dieses Monats, wenn die Zinspolitik normalerweise nicht auf der Tagesordnung steht, zur Zinserhöhung entschlossen, sagte eine dritte Person der Agentur zufolge. Zu dieser Sitzung hätten neue Daten der volkswirtschaftlichen Abteilung vorgelegen, die auf gestiegene Inflationsrisiken und Gefahren für die Preisstabilität auf mittlere Sicht hingewiesen hätten. Bis zu diesem Zeitpunkt hätte mehr als die Hälfte der 18 Ratsmitglieder die Zinsen erst im Januar anheben wollen.

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet habe mit der Aussage vorige Woche, dass die EZB keine lange Serie von Erhöhungen plane, vor allem einen Anstieg des Euro zum Dollar verhindern wollen, wurde der hochrangige EZB-Vertreter weiter zitiert. Die EZB wolle Wechselkurse unter 1,10 und über 1,25 Dollar je Euro vermeiden. "Kleine, wohl abgewogene Zinserhöhungen und eine Euro-Dollar-Spanne von 1,17 bis 1,20 werden die goldene Regel der EZB sein." (APA/Reuters)