Erstmals wurde mit der Archäologin Susanne Osthoff eine Deutsche im Irak entführt - Berlin setzt auf "kluge Diplomatie" - Hinweis auf überwiegend politische Motive
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Berlin (APA/AP/dpa) - Der Vorsitzende der Unionsfraktion im
deutschen Bundestag, Volker Kauder, setzt auf eine "kluge Diplomatie"
als Voraussetzung für eine friedliche Lösung des Entführungsfalls im
Irak. "In dieser schwierigen Lage braucht man gute Freunde, die einem
helfen", sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in einem ARD-Interview.
Er unterstützte zugleich die Haltung von Außenminister Frank-Walter
Steinmeier (SPD), der die Bundesrepublik Deutschland für nicht
erpressbar erklärt hatte. Zwar müsse alles versucht werden, die
deutsche Archäologin Susanne Osthoff frei zu bekommen, betonte
Kauder. Aber dies könne nicht nach dem Motto geschehen, dass alles
erfüllt werde, was die Kidnapper verlangten.
Am Dienstag war bekannt geworden, dass die 43-jährige Osthoff und
ihr Fahrer seit Freitag in der Gewalt unbekannter Täter sind. In
einem Video stellten die Täter ein Ultimatum und forderten
Deutschland auf, die Zusammenarbeit mit der irakischen Regierung
einzustellen. Andernfalls würden die Geiseln getötet. Es ist die
erste Entführung eines deutschen Staatsbürgers im Irak. Nach Angaben
eines hochrangigen Sicherheitsbeamten spreche im Moment mehr für eine
politisch motivierte Entführung, berichtete die "Berliner Zeitung" am
Mittwoch. Eine Aktion mit reinem kriminellen Hintergrund zur
Erpressung von Lösegeld erscheine eher unwahrscheinlich. Der Beamte
habe auch angegeben, die politischen Forderungen seien weit
detaillierter als bisher in der Öffentlichkeit bekannt. Die Behörden
seien nach Angaben des Sicherheitsbeamten auch zu dem Schluss
gekommen, die Entführung der Archäologin sei nicht kurzfristig
entschieden, sondern gründlich vorbereitet worden.
Die ersten Tage nach einer Entführung im Irak entscheiden nach den
Worten der französischen Ex-Geisel George Malbrunot über das
Schicksal des Verschleppten. "In den ersten Stunden nach der
Entführung entscheiden die Entführer, was mit der Geisel geschehen
soll", sagte der Journalist am Mittwoch der ARD. Wichtig sei, dass
die Entführer sähen, dass sie eine Regierung vor sich haben, die mit
ihnen verhandle. "Dann kann man einen Kanal finden, über den ein
Kontakt zu Stande kommt." Für den Fall der entführten Deutschen
Susanne Osthoff sei er zuversichtlich. Deutschland sei militärisch im
Irak nicht engagiert, die Ausbildungshilfe sei eher eine
"Randerscheinung". "Auf den ersten Blick müsste es Möglichkeiten
geben, sich zu verständigen", sagte Malbrunot. Allerdings müsse
gesehen werden, dass die Entführer oft "paranoid" seien. Der
Journalist war zusammen mit seinem Kollegen Christian Chesnot im
August 2004 von islamistischen Extremisten entführt worden. Nach vier
Monaten Geiselhaft wurden sie freigelassen. (APA)
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