Eine gute Geschichte

samt überzeugender Darstellung in ein und demselben TV-Krimi gelten bekanntlich als Rarität. Man ist logische Ungereimtheiten gewohnt. Nur noch den Kopf schütteln ließ einen die Konzentration an erzählerischem Unsinn und schauspielerischem Unvermögen, die am Sonntagabend der Tatort bot.

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"Im Alleingang"

erzählt die Geschichte eines deutschen Bosnienkriegsveteranen, der angesichts erlebter Gräuel im richtigen Leben nicht mehr Fuß fassen kann. Seine Hilferufe werden ignoriert, woraufhin er sich mittels Selbstjustiz "Gehör" verschafft. Klingt gut.

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Bloß dass bei der Umsetzung

der Geschichte ein mimisch eindimensionaler Robert Atzorn als Kommissar Jan Casstorff an seinem äußerst bescheidenen Talent ebenso scheitert wie an den Anhäufungen von Schwachstellen im Drehbuch, die ein Kühlschrank von Regisseur adäquat umsetzt. Frauen, die erfahren, dass ihre Männer ermordet wurden, reagieren so emotional, dass Buster Keaton dagegen glatt als Choleriker durchginge.

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Narrativer Tiefpunkt:

Ein ehemaliger Soldat läuft Amok, schießt auf Polizisten, die ihn mit der Krache im Anschlag aus nächster Nähe verfolgen, aber - so viel Mitleid muss sein -, nicht abdrücken. Als der Versuch, sich in den Mund zu schießen, an Magazinleere scheitert, legt Casstorff verständnisvoll den Arm um den Amokläufer: Wird schon wieder. Freunde und Helfer. Wie viele Polizisten an dieser Stelle einen Lachkrampf bekommen haben - man weiß es nicht. (flu/DER STANDARD; Printausgabe, 29.11.2005)

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