Foto: Kammerspiele/© Moritz Schell
In den Kammerspielen präsentiert sich mit "Eine Liebe im Herbst" (Regie: Michael Gampe) eine Umkehrung körperlichen Zerfalls: Fernando (Erich Schleyer) und Dolores (Marianne Nentwich) sind verstaubende Witwer. Als kratzbürstige Hypochonder bewahrt sie einzig das amouröse Aufeinandertreffen vor der Medikamentenvergiftung. Weil der Abend als Komödie rangiert, stehen Therese Lohner und Michael Dangl als widerspenstige Nachkommenschaft zur Seite, die sich mit ihrer Rolle als Liebesbegleitung nicht abfinden wollen. Im Gegenüber von altersbetontem Aufblühen und heranwachsender Spießigkeit will sich ein humoresker Wirbelwind entfalten, der auf der Bühne nur als lauwarmes Lüftchen ankommt. Dabei geht's rund: Man tanzt, hetzt, schreit, Nentwich singt und Schleyer kann sein Komödientalent hervorkehren. Weder die Figurenzeichnung noch die Pointen muten dem Publikum entrückende Überraschungen zu. Letzteres ist aber trotzdem glücklich. Das gehört eben zum Repertoire von Publikumsmagneten. (pet/DER STANDARD, Printausgabe, 29.11.2005)