Das Internet wird auch in der Schweiz zunehmend zu einem Betätigungsfeld von Spionen, Betrügern und Terroristen. Für die Spezialisten der bundeseigenen Melde- und Analysestelle Informationssicherung ( MELANI) steht die Entwicklung erst am Anfang. In den letzten Monaten und Jahren hätten die intellektuell motivierten Hacker immer mehr den kriminell tätigen Benutzern Platz gemacht, schreibt MELANI in ihrem Halbjahresbericht 2005 zur Lage in der Schweiz und zur internationalen Situation.

Organisiertes Verbrechen

Vor allem das organisierte Verbrechen dehne seine klassischen Betätigungsfelder wie Bestechung, Erpressung, Bedrohung und Betrug immer mehr auch auf die virtuelle Welt aus. Gleichzeitig habe eine Zunahme der Professionalität der Angreifer beobachtet werden können.

Terroristen

Stark genutzt wird das Internet von Terroristen oder ihnen nahe stehenden Kreisen. Laut MELANI waren in letzter Zeit zwei Foren von radikalen Islamisten aktiv, die von Servern in der Schweiz gehostet wurden. Als die Bundeskriminalpolizei im Februar 2005 fünf Ausländer verhaftete befanden sich darunter auch zwei Personen, die eine der beiden Websites betrieben hatten.

Identitätsdiebstähle

Auch die Identitätsdiebstähle nahmen laut MELANI in letzter Zeit zu. Darunter versteht man das illegale Sammeln von persönlichen Daten. Damit können Betrüger in fremdem Namen Waren beziehen, Geld transferieren oder illegitime Firmen gründen.

Phishing-Attacken

In der Schweiz schon gang und gäbe sind so genannte Phishing-Attacken. Darunter versteht man das Sammeln von Login-Daten für Finanztransaktionen mittels betrügerischen Mails. Vor allem PostFinance-Kunden waren in letzter Zeit zwei Mal Ziel solcher Angriffe.

Industriespionage

Ein weltweites Problem stellt auch die Industriespionage dar. MELANI rechnet mit einer Zunahme dieser Bedrohung und geht davon aus, dass das Thema auch in der Schweiz vermehrt an Bedeutung gewinnen wird.

Bot-Netze

Selbst die privat genutzten Computer sind vor Angriffen nicht sicher. Eine Gefahr stellen so genannte Bot-Netze dar, mit denen eine ganze Reihe von privaten Computern unbemerkt ferngesteuert und überwacht werden können.

Webserver

Häufig waren auch Webserver, die in der Schweiz stationiert sind, Ziel von Attacken. Dabei wurden Tausende von Websites ohne Einverständnis des Systembetreuers verändert. Im Fachjargon spricht man von Defacement. Diese Methode steht gemäss MELANI vor allem bei Hackern hoch im Kurs.

Defacement

Auch die Bundesverwaltung wurde vom Defacement nicht verschont. Am 17. Dezembers 2004 verschaffte sich eine Gruppe Zugang zum Server, der die Websites der Bundesverwaltung hostet. Dabei wurden 18 Homepages verändert. Anstelle der Homepages schaltete die Gruppe den für sie typischen Antikriegs-Slogan auf.

Die Schweiz befinde sich bei der Bekämpfung der Internet-Kriminalität nach der Etablierung des Sonderstabes Information Assurance (SONIA) und Melde- und Analysestelle Informationssicherung (MELANI) aber auf einem guten Weg, heisst es im Bericht weiter.(Apa)