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Um den Telekom-Austria-Chef hatten sich in den vergangenen Wochen heftige Ablösegerüchte gerankt.

Bild: apa/ROLAND SCHLAGER
Die Verkaufsgerüchte um die börsenotierte Telekom Austria (TA) reißen nicht ab. Nach dem eine Privatisierung des verbliebenen Staatsviertels im Moment nicht zur Diskussion steht, wird nun wieder über einen getrennten Verkauf der Mobilfunktochter Mobilkom Austria spekuliert. Die "Presse" berichtet am Wochenende aus Finanzkreisen, dass die Mobilkom noch im ersten Halbjahr 2006 zur Gänze an die Börse gebracht werden solle.

"Das ist kein Thema"

Auch nach APA-Informationen hält sich das Gerücht im Unternehmen seit einigen Wochen hartnäckig. Die Verstaatlichtenholding ÖIAG dementiert allerdings. "Das ist kein Thema", sagte ÖIAG-Sprecherin Anita Bauer am Freitagabend zur APA. Es gebe "kein aktuelles Projekt oder Konzept" für einen separaten Verkauf der Mobilkom. Der Regierungsauftrag, der eine Privatisierung "bis zu 100 Prozent der Telekom Austria" vorsieht, sei erfüllt. Das habe die ÖIAG zuletzt mehrfach betont und daran habe sich "nichts geändert, so Bauer.

Fehler

Ein Sprecher der Telekom wollte die Gerüchte über einen Mobilkom-Verkauf am Freitag vorerst nicht kommentieren. TA-Generaldirektor Heinz Sundt spricht sich in einem aktuellen Interview mit dem Wirtschaftsmagazin "Trend" (Dezember-Ausgabe) aber klar gegen eine Teilung von Mobilkom und Telekom aus. Sundt meint darin wörtlich: "Man kann die Aufsplitterung dieser Gruppe unter allen Organisationsformen betreiben, wenn man das will. Ich glaube aber, dass es ein gravierender strategischer Fehler wäre, dieses Unternehmen in seine Einzelteile zu zerlegen und dann separat zu platzieren."

Ablösegerüchte

Um den Telekom-Austria-Chef hatten sich in den vergangenen Wochen allerdings heftige Ablösegerüchte gerankt. Der "Standard" hatte erst am Donnerstag berichtet, dass ÖIAG-Aufsichtsratspräsident Michaelis vergangene Woche im Aufsichtsrat versucht haben soll, Telekom Austria-Chef Heinz Sundt vorzeitig abzulösen. Auch der APA wurde dies aus Unternehmenskreisen bestätigt. ÖIAG-Sprecherin Bauer bleibt aber auch hier bei ihrem Dementi: "Es wird keine vorzeitige Ablöse des Telekom-Vorstandes geben", betonte sie am Freitag. Sundts aktueller Vertrag läuft Mitte 2007 aus. "Erst im April nächsten Jahres wird über die Zukunft des Vertrages gesprochen", so Bauer.

Genährt wurden die Verkaufsspekulationen um die Mobilkom zuletzt auch durch einen stetig steigenden Kurs der Telekom-Aktie. Das Wertpapier hat alleine in den vergangenen 30 Tagen um fast 15 Prozent zugelegt. Am Freitag ging die Aktie mit 19,00 Euro aus dem Handel, ein Minus von 0,31 Prozent gegenüber dem Schlusskurs des Vortages.

Optionen für den Mobilkom-Verkauf

Laut "Presse" soll kürzlich eine Expertengruppe mit Vertretern der ÖIAG und des Finanzministeriums unter Führung der Investmentbank JP Morgan installiert worden sein, um Optionen für den Mobilkom-Verkauf zu prüfen. Die ÖIAG soll demnach bereits mit dem weltweit größten Handynetzbetreiber Vodafone verhandelt haben, mit dem die Mobilkom bereits seit einigen Jahren eng kooperiert. Die wahrscheinlichere Variante ist laut "Presse" aber ein Verkauf der Mobilkom über die Börse - der Wert des Unternehmens: sechs bis acht Mrd. Euro. Den TA-Aktionären, deren Papiere nach einem Börsegang der Mobilkom weniger wert wären, solle der Deal mit einer Sonderdividende schmackhaft gemacht werden. Die TA würde in diesem Fall wahrscheinlich von der Börse genommen, spekuliert die Zeitung.

Alle Felder der Telekommunikation

Sundt meinte zu Teilungsüberlegungen im "Trend"-Interview: Die jetzige Konstellation - "alle Felder der Telekommunikation, Mobil und Festnetz, abzudecken" - habe der Telekom Austria einen Risikoausgleich ermöglicht. "Wenn ich im Festnetz verliere und den Verlust in mein Mobilnetz lenken kann, kann es für das gesamte Unternehmen sogar ein Plus bedeuten. Die Aktionäre haben in die Telekom Austria investiert, weil ihnen die Strategie klar ist und gefällt. Um das alles würde man sich bringen, wenn man die Telekom zerschlägt. Ich hielte eine Änderung dieser Strategie für ein höchst undurchdachtes und riskantes Manöver, die Resultate wären unumkehrbar", argumentierte der Telekom-General.

Warnung vor Verkauf

Auch vor einem Verkauf der Telekom Austria selbst an einen größeren ausländischen Konkurrenten warnt Sundt. Im Festnetzbereich würden in Österreich 9.500 Mitarbeiter arbeiten, im Mobilfunk noch einmal 2.400 Mitarbeiter Ein beachtlicher Teil der Mitarbeiter sei in der Forschung und Entwicklung beschäftigt oder bereite "strategische Entscheidungen vor, die sonst woanders fallen würden". Die Telekom-Gruppe sei in der Forschung und Entwicklung das drittgrößte Unternehmen Österreichs und investiere jährlich mehr als 600 Mio. Euro, Tendenz steigend, und erziele damit auch "große volkswirtschaftliche Effekte". "Das alles wäre bedroht", glaubt Sundt.(Apa)