Die vierte Genaration: Markus Miele.

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Wien - Zinkann hätte sie nicht heißen können, die beliebteste Waschmaschine der Deutschen: "Noch vor der Firmengründung mit Reinhard Zinkann im Jahr 1899 hatte mein Urgroßvater Carl Miele 1897 die Firma 'Miele & Steinker' gegründet. Das ging nicht gut", sagt Markus Miele heute, "vielleicht waren zwei Techniker in der Geschäftsleitung einfach einer zu viel."

Bedingung bei der Firmengründung 1899 mit dem Verkäufer Reinhard Zinkann sei jedenfalls der Name Miele gewesen. Ein Unternehmen, das auf der Produktion von Buttermaschinen gründet. Der Weg zur Holzbottichwaschmaschine "Hera" (1901) war nahe liegend, man habe sich am Rührwerk orientiert. 1907 übersiedelte das Werk schließlich nach Gütersloh, wo es heute neben Bertelsmann der zweite weltweit tätige Konzern ist.

Rationalisierung

Heute beschäftigt Miele 14.814 Mitarbeiter weltweit und machte zuletzt 2,26 Mrd. Euro Jahresumsatz (Gewinnzahlen werden von dem Familienunternehmen nicht publiziert), 70 Prozent davon außerhalb von Deutschland. Produziert wird in acht deutschen, einem österreichischen und seit 2004 einem tschechischen Werk. Und investiert wird vor allem in die - arbeitsplatzsparende - Automatisierung.

"Der Markt wird enger", sagt Markus Miele, Chef des Familienunternehmens in vierter Generation, der erstmals vehement mit den nachteiligen Konsequenzen eines globalisierten Marktes zu kämpfen hat: einer im billigeren Ausland produzierenden Konkurrenz. Anfang 2005 gab er den Abbau von 1077 deutschen Mitarbeitern bis September 2006 bekannt, später auf 888 gesenkt. Die Konsequenz der zur Sicherung der wirtschaftlichen Lage und der Qualität notwendigen Investitionen in Automatisierung, so Miele.

Premium

Sich auf dem Feld der No-Names zu probieren komme für Miele nicht infrage. "Alles ist bei uns auf Premium-Segment ausgerichtet", sagt er. Das werde sich auch nicht ändern. Urgroßvater Carl habe mit dem auf den ersten Buttermaschinen angebrachten Spruch "Immer besser" die Unternehmensstrategie vorgegeben, sagt Miele, der die "Mitte" zusehends unter Druck geraten sieht. "Der Markt wird sich in Premium-und No-Name-Produkte teilen", ist er überzeugt.

Der Schlüssel zu weiterem Erfolg für den Hersteller liege in den Servicepaketen, die zu den Geräten verkauft werden. Denn in angestammten Märkten wachse nur noch die Nachfrage bei Ersatzgeräten sowie neuen Geräten wie dem Dampfgarer.

Über die in mehr als dreißig Ländern positionierten Vertriebsgesellschaften vertreibe Miele seine Produkte im Ausland. Mit dem Leasing von Profigeräten habe man im letzten Jahr elf Prozent des Umsatz lukrieren können. Eine ähnliche Variante wurde für den österreichischen Markt mit Haushaltswaschmaschinen getestet. Das Anmieten über einen Zeitraum von zehn Jahren und 16,20 Euro im Monat wurde zumindest seitens des Handels gut aufgenommen. "Wir probieren und testen viel", sagt Miele.

Schwierige Übergaben

Als Bürde empfinde er seine Aufgabe als Miele-Chef nicht. Druck habe er seitens der Familie nie gespürt - auch bei der Übergabe des Zepters nicht. Die Familie Miele ebenso wie die zweite Eigentümerfamilie Zinkann habe dabei auch von anderen Familienunternehmen gelernt. Dass die geringe Erfahrung bei Firmenübergaben, die im Schnitt nur rund alle 30 Jahre erfolgen, viele Unternehmerfamilien vor Schwierigkeiten stelle, sei den Familien bewusst gewesen.

Aber die Familien seien eben das eine, das Familienunternehmen das andere: "Abgesehen davon, dass der Familienrat auf uns zugekommen ist, ob wir diese Aufgabe übernehmen wollen, haben sowohl Reinhard Zinkann als auch ich ein normales Aufnahmeverfahren absolviert - mit Bewerbungsgesprächen und Präsentationen." (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27.11.2005)