"Ich glaube, dass unsere Gesellschaft den Menschen die Möglichkeit bieten muss, sich in unterschiedlichen Phasen ihres Lebens verschiedene Bildungsgrade anzueignen", zeigt sich Gerhard Bisovsky, Leiter der Volkshochschule (VHS) Meidling, überzeugt.

Die Bedeutung der Volkshochschulen streicht er dabei insofern heraus, als es "bei uns vom Niveau her keine Grenze nach oben gibt". Das Programm reiche von Alphabetisierungsmaßnahmen bis hinauf zu Lehrgängen "auf universitätsähnlicher Ebene". Man agiere eben seiner Bezeichnung entsprechend und wende sich an das Volk, was den Hilfsarbeiter genauso inkludiere wie Hausfrau, Arzt und Spitzenmanager.

Ein besonderes Anliegen ist Bisovsky die Berufsreifeprüfung, deren Didaktik mittlerweile stark auf elektronische Unterstützung setzt. Seit Aufkommen des Blended Learnings werden die Kurse sukzessive auf diese Mischform aus Präsenzunterricht - in Gruppen von zehn bis 25 Teilnehmern - und begleitendes E-Learning ausgerichtet.

In einer Arbeitswelt, die immer mehr Flexibilität verlangt und die mit einem funktionierenden Familienleben vereinbar sein soll, werde es schließlich immer schwieriger, weitere Fixtermine einzuhalten.

Um dem dadurch sinkenden Verlangen nach Weiterbildung und Höherqualifizierung gegenzusteuern, wurde die Möglichkeit geschaffen, "Versäumtes online nachzuholen". Aufgabenstellungen, Hinweise und Links werden auf einer Lernplattform zugänglich gemacht und können diskutiert werden. Derzeit bis zu 50 Prozent der Lehrinhalte - was sich in absehbarer Zeit ändert, da diesbezügliche gesetzliche Vorschriften überarbeitet und liberalisiert würden.

Der VHS-Lehrkörper setze sich durchwegs aus Profis zusammen, "die bereits über eine Menge Unterrichtspraxis an höheren Schulen verfügen", so Bisovsky.

Vor dem Hintergrund der stetigen Jobkürzungen im klassischen Schulbereich, könne man arbeitslosen Lehrern eine Bewerbung an einer VHS schwer empfehlen. Bisovsky: "Dem stimme ich zu, das ist sicher ein Tipp. Grundsätzlich wächst nämlich der Bedarf an Weiterbildung mit den Schwierigkeiten am Arbeitsmarkt." (Der Standard, Printausgabe 26./27.11.2005)