Wien - Was haben eine Kuchenform und das Chrysler Building gemeinsam? Dieser Frage widmet sich die Ausstellung "Geometrische Gelees und Kubistische Kuchen". Die Schau im Leopold Museum (27. 11. bis 13. 3. 2006) konfrontiert rund 100 Kuchen- , Aspik und Puddingformen aus dem Europa des 19. Jahrhunderts mit architektonisch interessanten Gebäuden aus aller Welt.

Die Idee, Küchenutensilien und Architektur gegenüberzustellen, ergab sich in einem Gespräch von Rudolf Leopold und Kurator Michael Fuhr. Man braucht weder Hausfrau noch Architekt sein, um eine Assoziation zwischen der Backform und den Gebäuden herstellen zu können, deren Fotografien hinter fast jedem ausgestellten Objekt angebracht sind. Eine verzierte Aspikform erinnert erstaunlich stark an den Tempel von Angkor Wat, in Kambodscha, eine Form für Sülze, in der "Macedoine" zubereitet wurde, verlangt zwei ineinandergestellte Formen, um diese Speise wie ein Kunstwerk aussehen zu lassen. Und diese Schale gleicht der Kuppel des Kapitols in Washington. Auch findet man Back- und Aspikformen ähnlich dem Gasometer, dem Opernhaus in Sydney, dem Chrysler Building und der Stufenpyramide des Pharaos Djoser.

Back(form)-Boom

"Es ist der menschliche Geist, der immer wieder alte Formen neu entdeckt. Aus kreativen Suchen entsteht immer wieder dasselbe"; beeindruckend seien der "Einfallsreichtum und die Mannigfaltigkeit der Formen", schwärmte Elisabeth Leopold von den ideenreichen Gegenständen aus Kupfer und Weißblech, die teils verchromt oder vergoldet sind. Im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert brachten diese einen neuen "Formenreichtum" in die Küchen Mitteleuropas. Im späteren 19. Jahrhundert boten mehrere Manufakturen ganze Kataloge von metallenen Aspik, Gelee-, Pudding- und Backformen an. Zu den erfolgreichen Produzenten zählte der tschechische Produzent Hradec Kralove und der Pariser "Fabricant Special" Ch. Trottier Fils und seine europaweiten Tochterfirmen.

Die höfische und großbürgerliche Kochkultur gegen Ende des 19. Jahrhunderts verwendete unterschiedliche Formen für jedes Gericht - Rottenhöfers "Anweisungen in der feinen Kochkunst" von 1877 etwa bildete bestimmte Formen ab, die ausschließlich für ein Gericht bestimmt war. Diese Objekte mit gegenständlichen Motiven sind am Eingang der Ausstellung platziert - beispielsweise eine Fischform, in der man Aspik für die Fastenzeit zubereitete, oder eine Geleeform, die einer Fruchtschale ähnelt. "Man könnte damit heute noch in der Küche arbeiten", so Ruhr.

Kubismus für Kinder

Für die Ausstellung, die sich auf einen Raum im zweiten Untergeschoß beschränkt, wurde eine "Auswahl der extravaganten Stücke getroffen", so Fuhr. "Es ist eine Herausforderung so etwas zu präsentieren. Wir möchten versuchen, den Blick der Besucher zu schärfen."

Für ein Kinderprogramm ist auch gesorgt: Kinder haben die Möglichkeit, mit Kegel, Kreis und Dreieck kubistische Backwerke zu entwerfen. Und während im Leopold Museum Kuchenformen aus der Jahrhundertwende in den bizarrsten Formen präsentiert werden, kann man Köstlichkeiten gleich in einigen Kaffeehäusern genießen - vom Punschkrapfen über den Sacherwürfel bis zum Pyramidenkuchen. Kulinarische Partner des Leopold Museums sind das Café Diglas, Café Hofburg, Café Landtmann und viele mehr. (APA)