Graz - "Es wird sich was tun müssen", so viel ist für den Grünen-Gemeinderat Lambert Schönleitner aus dem obersteirischen Hall bei Admont nicht erst zwei Tage vor der außerordentlichen Landesversammlung der steirischen Grünen morgen, Samstag, klar. "Ob das allerdings bei dieser Versammlung passieren wird, kann ich nicht einschätzen", so Schönleitner, der nach dem glanzlosen Wahlergebnis der steirischen Grünen, das sie österreichweit zum Schlusslicht machte, mit Kritik an der eigenen Partei öffentlich vorpreschte. Der von ihm geforderte Rücktritt von Landes-Chefin Ingrid Lechner-Sonnek oder Landesgeschäftsführer Martin Hochegger scheint für die Parteispitze aber weiter kein dringliches Thema zu sein.

Lechner-Sonnek fasst den seit Anfang Oktober dauernden Analyse-Prozess im Gespräch mit dem STANDARD zusammen: "Es ging nicht nur um personelle Konsequenzen, sondern um die völlig veränderte Situation der Landespolitik und darum, was wir strukturell und politisch brauchen". Alle hätten dabei "erkannt, dass wir nicht schnelle Entscheidungen treffen sollen, sondern einen umfassenden Prozess der Veränderung angehen müssen".

"Nicht nur ein lustiger Prozess"

Dieser könne Monate dauern, so die Landes-Chefin. Positiv sei dabei, "dass man jetzt über alles reden darf", das sei "nicht nur ein lustiger Prozess, denn es kommt ja auch Kritik". Ihren Rücktritt wolle aber "nur eine Hand voll". Schönleitner sieht das anders: "Als Obersteirer bekomme ich langsam Angst." Denn erst kürzlich löste sich die Ortsgruppe in Eisenerz auf, wo nun zwei Gemeinderatssitze leer bleiben und sich die KPÖ um die Grün-Wähler vor Ort kümmern will. "Das war auch eine Folge der Landtagswahl", glaubt Schönleitner. "Auch Kapfenberg, Kindberg, Bad Aussee und Pürgg-Trautenfels haben wir verloren."

Enttäuscht über die mangelnde Bereitschaft zu personellen Veränderungen, zeigt sich Franz Sölkner, der im Landesvorstand sitzt und zuletzt am Bundeskongress dem Partei-Chef, Alexander Van der Bellen, über zwölf Prozent der Stimmen streitig machte. Sölkner, der eine Vorverlegung der für 2007 geplanten Wahl des Landesvorstandes fordert, könne sich auch an der Spitze eines neuen Vorstandes sehen. Lechner-Sonnek hält eine Neuwahl des Vorstandes für unnötig. (cms/DER STANDARD, Printausgabe, 25.11.2005)