Innsbruck - Die Gewalt an Frauen nimmt zu und auch der Schutzbedarf. Aber in Tirol werden die Fraueneinrichtungen knapper gehalten. Im Jahr 2004 haben sich 624 Frauen an die Interventionsstelle gewandt, weil sie zu Hause Opfer von gewalttätigen Handlungen waren. Das sind fast doppelt so viele wie im Jahr zuvor (338).

Im Tiroler Frauenhaus, das gerade 19 Plätze hat, gibt es seit Monaten eine lange Warteliste: "Derzeit warten 30 Frauen und 32 Kinder auf einen Platz", sagt Obfrau Gabi Plattner. "Viele wollen sich gar nicht mehr auf die Liste setzen lassen".

Aber bei den ebenfalls seit Monaten in Aussicht stehenden neuen Räumlichkeiten liege "alles brach", sagt Plattner. Tirols Finanzlandesrat Ferdinand Eberle, der für das Frauenhaus selbst zuständig ist, treffe keine Finanzierungszusage. "Bis Oktober wurde uns ein Finanzrahmen versprochen. Wir warten weiterhin", so Plattner. Zudem fehlen dem Frauenhaus wegen einer Kürzung von Landesmitteln von 30 Prozent noch 40.000 Euro, um zu Jahresende ausgeglichen bilanzieren zu können - bei nicht erhöhtem Budget. Eberle war am Donnerstag nicht zu erreichen.

Uschi Schwarzl von den Tiroler Grünen spricht am Tag gegen Gewalt an Frauen von "struktureller Gewalt", wenn Opferschutzeinrichtungen Jahr für Jahr finanziell verunsichert sind und zum Finanzierungsspielball werden. (bs, DER STANDARD Printausgabe 25.11.2005)