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Peking - In China ist zum zweiten Mal binnen zwei Wochen eine Chemiefabrik mit mehreren Benzolfässern explodiert. Bei dem neuen Unglück in der südwestchinesischen Region Chongqing kam am Donnerstag eine Person ums Leben, wie die staatliche Medien am Freitag berichteten.

Mehrere Schulen wurden geschlossen, tausende Menschen evakuiert. Benzol ist giftig, krebserregend und kann bei hoher Dosierung tödlich sein.

Foto: AP/ CHI HAIFENG

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Ölfirma entschuldigte sich

Die für die Verseuchung des chinesischen Flusses Songhua verantwortliche Ölfirma CNPC entschuldigte sich am Freitag bei den fast vier Millionen betroffenen Menschen in der Stadt Harbin. Seine Firma bedauere den Unfall zutiefst, sagte CNPC-Vizechef Zeng Yukang. Der 80 Kilometer lange Ölteppich treibt langsam auf dem Songua durch die Stadt.

Foto: REUTERS/Jason Lee

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Gift unterwegs nach Russland

Chinesische und russische Experten untersuchen, ob der mit hochgiftigen Chemikalien verseuchte Songhua-Strom, der als Nebenfluss in den Amur (im Bild) mündet, auch die russische Stadt Chabarowsk gefährden kann.

Sie liegt 700 Kilometer von Chinas Provinzhauptstadt Harbin entfernt, wo am Donnerstag erste Spuren der vorbeitreibenden Chemiegifte im Wasser gemessen wurden.

Foto: AP/ YURI SIZOV

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350 Kilometer in 11 Tagen

Die Chemiegifte hatten nach der Explosion einer Chemiefabrik (wie DER STANDARD bereits berichtete) von ihrem Ausgangsort in Jilin elf Tage für die 350 km flussabwärts bis Harbin gebraucht.

Foto. APA/ Martin Hirsch

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Bewohner nicht informiert

Die am Ufer des Songhua lebenden Menschen zwischen Jilin und Harbin wurden von den Behörden offenbar nicht über die Verseuchung des Flusswassers informiert. "Niemand hat uns etwas davon gesagt", sagte der etwa 50-jährige Wu aus der 50.000-Einwohner-Stadt Wujiazhan, nachdem er gerade frischen Fisch aus dem Songhua gekauft hatte. "Soweit wir wissen, gibt es keine Probleme mit Menschen, die das Wasser des Songhua getrunken haben", hatte der stellvertretende Direktor des Umweltministeriums, Zhang Lijun, am Donnerstag gesagt.

Foto: AP/ GREG BAKER

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Hoher Benzolwert

Laut der Nachrichtenagentur Xinhua war der Benzolwert im Fluss am Freitag immer noch 33 Mal höher als erlaubt. In der Nacht auf Mittwoch war die Trinkwasserversorgung eingestellt worden. Der giftige Benzol-Teppich treibt von Jilin flussabwärts, am Donnerstag erreichte er Harbin, nun steuert er auf Russland zu.

Foto: AP

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Zehn Tanklastwagenladungen

Die Regierung gab am Freitag zu, dass hundert Tonnen Benzol und Nitrobenzol in den Fluss Songhua geflossen sind - etwa zehn Tanklastwagenladungen. Während die Behörden die Auswirkungen herunterspielten, warnten Umweltexperten vor langfristigen Gesundheitsschäden für Mensch und Tier.

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Viele Bewohner versuchen Harbin zu verlassen

Das Pekinger Außenministerium bestätigte inzwischen, dass es die Moskauer Regierungsstellen über die Flussverschmutzung unterrichtet habe und mit ihr zusammenarbeiten wolle. Umweltminister Xie Zhenhua vereinbarte mit dem russischen Botschafter die erste chinesisch-russische Kooperation bei einer Umweltkatastrophe.

Foto: REUTERS/Stringer

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Gefahr mit Wasser verringern

Je mehr Wasser in den Strom eingeleitet wird, desto geringer wird die Gefahr für die Menschen in den chinesischen und russischen Gemeinden flussabwärts.

Der Vizegouverneur der Unglücksprovinz Jilin, Qiao Zhengzhong, kündigte an, deshalb weitere Wassermengen aus den Xiaofengman-Stauseen in den Strom einleiten zu lassen.

Foto: AP/ GREG BAKER

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Staatliche Presse kritisiert ungewohnt scharf

Die anfangs vertuschte Katastrophe hat in der staatlich gelenkten Presse zu ungewöhnlich offenen Protesten über die fehlende Transparenz geführt. Das Politikmagazin China Newsweek formulierte scharf:

"Der Versuch, die wahren Gründe eines Vorfalls zu verschleiern, scheint eine instinktive Reaktion bei unseren Lokalregierungen zu sein." Immer wieder vergessen Beamte, dass sie den "Bürgern zu dienen haben und nicht umgekehrt". (APA,Johnny Erling, DER STANDARD Printausgabe 25.11.2005)

Foto: REUTERS/Stringer