Berlin - Chronischer Lärm erhöht nach einer Studie der Berliner Charite das Herzinfarkt-Risiko. Allgemeiner Lärm, beispielsweise durch den Verkehr auf Straße oder Schiene, steigert bei Männern das Herzinfarkt-Risiko um 50 Prozent. Bei Frauen erhöht sich das Risiko sogar um 200 Prozent, teilte die Charite am Donnerstag mit.

Einzelergebnisse der Studie hatte die Klinik bereits im vergangenen Jahr bekannt gegeben. Nun ist die Untersuchung in ihrer Gesamtheit in der Fachzeitschrift "European Heart Journal" (DOI: 10.1093/eurheartj/ehi658) erschienen.

Studien-Setting

An der Charite-Lärm-Studie nahmen zwischen 1998 und 2001 mehr als 4.000 Patienten aus 32 Berliner Krankenhäusern teil. 2.000 hatten einen akuten Herzinfarkt erlitten, die anderen gehörten zu Kontrollgruppen. Die Männer - rund drei Viertel der Befragten - waren durchschnittlich 56, Frauen 58 Jahre alt. Die Untersuchung ist nach Charite-Angaben die weltweit größte Querschnittsstudie zu diesem Thema.

Erklärung

Eine mögliche Erklärung für den Zusammenhang zwischen chronischem Lärm und Herzerkrankungen sehen die Forscher in Stressfaktoren. Lärm könne die physiologische Stressantwort des Körpers steigern. Dadurch erhöhe sich beispielsweise der Adrenalinspiegel, teilte die Klinik weiter mit. Das wiederum könne den Blutdruck erhöhen und auch die Fettwerte im Blut ansteigen lassen. Rauchen oder Zeitdruck könnten das individuelle Herzinfarkt-Risiko dann weiter erhöhen.

Auch am Arbeitsplatz stieg das Herzinfarkt-Risiko durch ständigen großen Lärm für Männer laut Studie um 30 Prozent. Daher empfehlen die Charite-Forscher die Grenze für einen Gehörschutz am Arbeitsplatz von derzeit 85 auf 65 bis 75 Dezibel herabzusetzen. (APA/dpa)